US-Geheimdienste sollen in Zusammenarbeit mit deutschen Behörden ein Attentat auf Armin Papperger, den Vorstandsvorsitzenden der Rheinmetall AG, vereitelt haben. Das berichten die US-Sender CNN und NBC News unter Berufung auf Regierungs- und Geheimdienstquellen in den USA und Europa. 

Die Attentatspläne sollen demnach im Zusammenhang mit den Waffenlieferungen von Rheinmetall an die Ukraine stehen, laut CNN soll Russland Anschläge auch auf andere europäische Manager von Rüstungsfirmen geplant haben. Die Vorbereitungen für einen Angriff auf Papperger sollen besonders weit fortgeschritten gewesen sein. Die Sicherheitsbehörden der USA informierten den deutschen Geheimdienst demnach über die Pläne, woraufhin der Schutz für Papperger verstärkt worden sein soll. Eine hochrangige Quelle in der Bundesregierung habe diese Information bestätigt, berichtet CNN.  

Der Spiegel berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass mutmaßliche russische Agenten für das Attentat bereits in die EU gereist sein sollen. Demnach seien in der Nähe der Rheinmetall-Zentrale wie auch an Reisezielen von Papperger Verdächtige festgestellt worden, bei denen es sich um angeheuerte Handlanger der russischen Regierung gehandelt haben könnte. Die Hinweise hätten laut Spiegel nicht für eine Festnahme ausgereicht. Die Verdächtigen hätten aber ihre möglichen Pläne offenbar nicht weiter verfolgt, die Lage habe sich wieder etwas entspannt. 

Papperger kündigt baldigen Produktionsstart von Granaten in der Ukraine an

Papperger sagte der Financial Times, Berlin habe ein "hohes Maß an Sicherheit" für seine Person geschaffen. Er könne die Details des Komplotts nicht bestätigen, aber er glaube, dass die Skizze den ursprünglichen CNN-Bericht enthalte. "Ich denke, dass CNN nicht nur in den Himmel schaut", sagte er laut Financial Times zur Glaubwürdigkeit des Berichts. "Ich fühle mich immer sicher. Ich bin ein sehr glücklicher Mensch", teilte Papperger angesichts der mutmaßlichen Bedrohung seines Lebens weiter mit. 

Zudem kündigte er an, Rheinmetall werde "sehr bald" mit der Produktion von 155-mm-Granaten in der Westukraine beginnen. In Deutschland sollen demnach im Jahr 2025 neue Produktionsstätten zur Herstellung von Munition und Komponenten für den F-35-Kampfjet in Betrieb gehen.

Baerbock wirft Russland "hybriden Angriffskrieg" vor

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am Rande des Nato-Gipfels in Washington, D. C., zu den Berichten, es gebe ein "Muster" in Russland, "feindliche Aktionen gegen Nato-Verbündete auszuführen". Dazu zählten unter anderem Cyberangriffe und Giftanschläge. Im Einzelnen kommentierte er die CNN-Angaben aber nicht.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte ebenfalls in Washington, der Bericht bestätige den "hybriden Angriffskrieg", den Russland führe. "Und das unterstreicht erneut, dass wir gemeinsam als Europäer uns bestmöglich schützen müssen und nicht naiv sein dürfen", fügte sie hinzu.

Konkret wollte sich die Bundesregierung aber nicht zu dem Bericht äußern. "Wir können den Bericht von CNN nicht kommentieren", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Grundsätzlich gelte aber: "Die Bundesregierung nimmt die Bedrohungen durch das russische Regime sehr ernst. Unsere Sicherheitsbehörden sind sehr wachsam und handeln entsprechend, in enger Zusammenarbeit mit unseren internationalen Partnern." Die Bundesregierung werde sich durch die russischen Bedrohungen nicht einschüchtern lassen. Die Regierung werde "weiter alles daran setzen, mögliche Bedrohungen in Deutschland zu unterbinden".

"Russland trägt seinen Terror nach Europa"

Deutlicher äußerten sich mehrere Bundestagsabgeordnete zu den Berichten. "Es zeigt sich einmal mehr, dass Russland seinen Krieg und seinen Terror auch nach Europa trägt", sagte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marcus Faber (FDP), der Bild-Zeitung. "Das Putin-Regime trachtet nun auch deutschen Staatsbürgern nach dem Leben." Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth (SPD), sagte der Zeitung, Russlands Staatschef Wladimir Putin führe "nicht nur einen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine, sondern auch gegen ihre Unterstützer und unsere Werte".

Der Grünen-Sicherheitspolitiker Konstantin von Notz forderte ein hartes Durchgreifen, sollten sich die Berichte als wahr erweisen. "Die Reaktion auf vergleichbare Vorfälle in der Vergangenheit waren oft zu zaghaft und unentschlossen", kritisierte der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums, das auch für die Geheimdienste zuständig ist, gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. 

Warnung vor russischen Sabotageaktionen

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, sagte bei Welt TV, er könne Geheimdienstangelegenheiten nicht kommentieren. Er verwies aber darauf, dass Putin westliche Rüstungskonzerne für den Verlauf des Ukrainekrieges mitverantwortlich mache. 

Rheinmetall lehnte eine Stellungnahme ab. Zu Fragen der Konzernsicherheit dürfe sich das Unternehmen grundsätzlich nicht öffentlich äußern, sagte ein Unternehmenssprecher. "In regelmäßiger Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden werden stets die erforderlichen Maßnahmen getroffen."

Papperger ist seit 2013 Vorstandsvorsitzender des größten deutschen Rüstungskonzerns und hat mehr Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert. In der Vergangenheit gab es bereits einen Brandanschlag auf Pappergers Gartenlaube.

Rheinmetall ist einer der größten europäischen Lieferanten für Panzertechnik und Artilleriegeschosse für die Ukraine und nach eigener Darstellung der größte Hersteller von Artilleriemunition in der westlichen Welt. Im Juni eröffnete Rheinmetall eine Reparaturwerkstatt für Schützenpanzer in der Westukraine. Geplant ist auch die Produktion neuer Panzer. 

Vertreter der Nato warnten in den vergangenen Monaten bereits mehrfach vor russischen Sabotageaktionen in Europa. Die russische Regierung wolle auf diese Weise die Unterstützung für die Ukraine behindern.