Wir leben in Zeiten, die uns einiges Kopfzerbrechen bereiten. Deshalb fragen wir in der Serie "Worüber denken Sie gerade nach?" führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Stimmen des öffentlichen Lebens, was sie gegenwärtig bedenkenswert finden. Die Fragen stellen Maja Beckers, Andrea Böhm, Christiane Grefe, Nils Markwardt, Peter Neumann, Elisabeth von Thadden, Lars Weisbrod oder Xifan Yang. Heute antwortet der Philosoph Jonathan Ichikawa.

ZEIT ONLINE: Jonathan Ichikawa, worüber denken Sie gerade nach?

Jonathan Ichikawa: Über den Einfluss von Skeptizismus auf die Politik. Mich beschäftigt der hohe Stellenwert, den skeptische Überlegungen traditionell in der philosophischen Erkenntnistheorie hatten. Und ich glaube, dass die Überbetonung von Skepsis zu einem greifbaren politischen Problem beiträgt: Wir handeln zu langsam und zu konservativ, weil sich viele Menschen nicht zu einer klaren Meinung in Sachfragen durchringen können. Der Skepsis will ich den Begriff vom "epistemischen Mut" entgegenhalten. Eine Tugend, über die wir heute wieder mehr nachdenken sollten.