Die Zahl der Cholerafälle ist weltweit so rasant gestiegen, dass eine schwere Mangellage bei Impfstoffen droht. Länder beantragten im vergangenen Jahr doppelt so viele Impfdosen, wie produziert wurden, berichtete die Koordinierungsgruppe ICG, die die globalen Impfstoffvorräte überwacht und verteilt. Dringend nötig seien Maßnahmen, um weitere Ausbrüche zu verhindern und die Produktion von Impfstoffen hochzufahren.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die südkoreanische Firma EuBiologics die einzige, die zurzeit Impfstoff gegen Cholera herstellt. Es müsse "sofort gehandelt werden, um den beispiellosen Anstieg seit mehreren Jahren der weltweiten Cholerafälle einzudämmen", erklärte die ICG. Die große Diskrepanz zwischen der Zahl der verfügbaren Impfdosen und dem aktuellen Bedarf setze die weltweiten Vorräte unter einen noch nie dagewesenen Druck, hieß es.

Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der WHO 36 Millionen Dosen produziert, aber mindestens 72 Millionen wurden nachgefragt. Zwischen 2021 und 2023 seien mehr Impfdosen nachgefragt worden als im gesamten Jahrzehnt davor zusammen. Die WHO ist Teil der Koordinierungsgruppe, wie auch das UN-Kinderhilfswerk Unicef, die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen und die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften.

Zahl der Cholerafälle steigt

Cholerafälle häufen sich seit 2021. 2022 habe es mehr als doppelt so viele Fälle gegeben wie im Jahr davor, insgesamt 473.000, berichtet die WHO. Vorläufige Daten für 2023 deuteten darauf hin, dass es mehr als 700.000 Fälle gab. Die akute Darminfektion überträgt sich durch Lebensmittel und Wasser, die mit Fäkalien kontaminiert sind, die das Bakterium Vibrio cholerae enthalten.

Zu Ausbrüchen kommt es, wenn die Hygieneverhältnisse schlecht sind. Das passiere oft nach Naturkatastrophen oder in Konfliktregionen, wenn viele Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden. Am schwersten betroffen sind die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Haiti, Somalia, der Sudan, Syrien, Sambia und Simbabwe.

Die Koordinierungsgruppe hatte angesichts der hohen Nachfrage nach Impfstoff bereits im Oktober 2022 die Empfehlung ausgegeben, nur eine statt wie bis dahin üblich zwei Impfdosen zu verwenden. Das schützt mehr Menschen, hält aber nicht so lange vor. Deshalb dringt die Gruppe darauf, dass zum einen mehr in Abwassersysteme und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser investiert wird. Zum anderen müssten neue Impfstoffe möglichst schnell genehmigt und in ausreichendem Maß und zu bezahlbaren Preisen auf den Markt gebracht werden.