An zahlreichen Universitätskliniken wollen Ärztinnen und Ärzte am heutigen Dienstag ihre Arbeit niederlegen. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat zu einem ganztägigen Streik an 23 Krankenhäusern aufgerufen. In Hannover ist mittags eine Kundgebung geplant. Dazu werden mehrere Tausend Mediziner erwartet, wie die Gewerkschaft mitteilte.

Mit dem Streik will die Ärztegewerkschaft in den Tarifverhandlungen Druck auf die Arbeitgeber ausüben. Die bisher drei Verhandlungsrunden mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) über eine Tariferhöhung für die mehr als 20.000 Ärztinnen und Ärzte an Uni-Kliniken blieben bislang ergebnislos. Die Gewerkschaft fordert höhere Zuschläge für Regelarbeit in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen, 12,5 Prozent mehr Gehalt pro Jahr sowie eine Einschränkung von Schicht- und Wechselschichtarbeit.

Wenig Gehalt, schlechte Arbeitsbedingungen

"Die Länder wollen nicht der Tatsache ins Auge sehen, dass die Universitätskliniken immer weiter ins Hintertreffen geraten – bei den ärztlichen Gehältern wie auch bei den Arbeitsbedingungen", sagte Andreas Botzlar, zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes. Daher werde es auch schwieriger, Nachwuchs für den Beruf zu gewinnen. Laut dem niedersächsischen Landesverband liegt das Grundgehalt für Ärztinnen und Ärzte an Uni-Kliniken bei höherer Arbeitszeit rund 200 bis 600 Euro unter dem an kommunalen Krankenhäusern.

"Die vielfach von den Ärztinnen und Ärzten zu leistende Dreifachbelastung aus Krankenversorgung, Forschung und Lehre erfährt nicht die Wertschätzung, die sie verdient", sagte Botzlar weiter. Stattdessen werde immer mehr reguläre Klinikarbeit in die Randzeiten des Tages und auf die Wochenenden verlegt, weil Mehrarbeit zu ungünstigen Zeiten für die Kliniken billiger sei.

Nächste Verhandlungsrunde im Februar

Die Verhandlungsführerin der TdL und schleswig-holsteinische Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) bedauerte, dass die letzte Verhandlungsrunde zu keinem Ergebnis geführt hat. "Es bleibt dabei, dass sich unsere Wertschätzung für die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte an den Universitätskliniken auch in Geld ausdrücken soll", sagte Heinold. Sie setze darauf, dass bei der nächsten Verhandlungsrunde Ende Februar eine für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden werde.

Die Versorgung von Patientinnen und Patienten sei trotz des Warnstreiks gesichert, teilte eine Sprecherin des Marburger Bundes Niedersachsen mit. Die Klinikleitungen seien verpflichtet, eine Notbesetzung zu gewährleisten. Allerdings soll es zu Einschränkungen bei nicht dringlichen, verschiebbaren Operationen kommen.