Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei der Eröffnung der neuen Gedenkstätte im einstigen Frauengefängnis Hoheneck eine weitere Aufklärung der DDR-Geschichte angemahnt. Die Häftlinge in Hoheneck seien einst zu Akkordarbeit gezwungen und ihre Arbeitskraft für Devisen ausgebeutet worden, sagte Steinmeier. Neben dem DDR-Staat hätten davon auch westdeutsche Unternehmen profitiert, die billig Waren erhielten.

Es sei gut, dass Historikerinnen und Historiker die damaligen deutsch-deutschen Lieferketten untersuchten und welche Folgen diese Arbeit für die politischen Häftlinge in der DDR hatten. "Ich wünsche mir, dass Unternehmen, die damals Produkte aus DDR-Fertigung importierten, bei dieser Aufklärung mithelfen und den Austausch mit den ehemaligen politischen Häftlingen suchen", sagte Steinmeier. "Das wäre mindestens eine notwendige, aber auch gute Geste des Respekts."

Zudem warnte der Bundespräsident vor einer Relativierung des DDR-Unrechts. "Wir müssen in unserer Gesellschaft das offene Gespräch über die Zeit der SED-Diktatur suchen, nicht nur hier in der Region, sondern in ganz Deutschland", hieß es in seiner Rede. Man dürfe die Geschichte nicht denen überlassen, "die das SED-Unrecht verharmlosen oder verleugnen".

Solidarität mit politisch Verfolgten

Hoheneck war einst das größte Frauengefängnis der DDR. Von 1950 bis 1989 waren dort etwa 24.000 Frauen inhaftiert, rund 8.000 von ihnen aus politischen Gründen. Zeitzeuginnen zufolge gehörte zum Haftalltag harte Schichtarbeit. Dabei wurden etwa Bettwäsche und Feinstrumpfhosen hergestellt, die nach Westdeutschland verkauft wurden.

"Wer heute behauptet, in der DDR habe man doch gut leben können, dem antwortet dieser Ort: Die Frauen von Hoheneck, sie konnten es nicht", betonte der Bundespräsident. Wer zudem behaupte, in Deutschland sei es heute genau wie früher in der DDR, "weil man ja seine Meinung nicht mehr sagen dürfe, dem antwortet dieser Ort: Was für eine Verhöhnung der Frauen, die damals hier eingekerkert, gequält und erniedrigt wurden".

Die Gedenkstätte mache anschaulich, was es bedeute, in einer Diktatur zu leben, sagte Steinmeier. "Sie macht begreifbar, was wir an der freiheitlichen Demokratie haben – und warum wir sie schützen und verteidigen müssen." Die Einrichtung mahne zudem zur Solidarität mit jenen, die heute in autoritären Staaten politisch verfolgt und unterdrückt werden.

Die Gedenkstätte soll laut sächsischem Kulturministerium künftig "als Ort der politischen und demokratischen Bildung" dienen. Eine Dauerausstellung zeigt dabei die Schicksale der ehemaligen Häftlinge – laut Ministerium ein "wichtiger Meilenstein in der historischen Aufarbeitung politischer Repression in Deutschland".