Mein Handy klingelte. Ich schrak hoch, stieß mir den Kopf und sah auf die Zeit. 1.34 Uhr.

"Ja", krächzte ich verschlafen, weil mir mein eigener Name gerade nicht einfiel. Auf Klassenfahrten sind die Tage lang, die Nächte kurz. "Hier ist die Rezeption. Im vierten Stock ist es zu laut."

"Ich kümmere mich", versprach ich, stand auf und zog mich an. Auf dem vierten Stock waren drei der fünf 10. Klassen untergebracht, mit denen wir seit drei Tagen in Berlin unterwegs waren. Gute 130 Schülerinnen und Schüler, die es trotz Globalisierung aufregend fanden, in der Hauptstadt zu sein. Ich liebe es, auf Klassenfahrten zu gehen, auch nach 25 Jahren Lehrerdasein. Denn es ist doch so: Wenn meine Schülerinnen und Schüler später an die Schule zurückdenken, werden sie sich nicht an meinen Unterricht über Honeckers DDR erinnern, auch nicht daran, dass im if-Satz kein would vorkommt. Sie werden fast alles vergessen. Nur die Klassenfahrten nicht. Die Skilager. Die Schullandheimaufenthalte. Die Studienfahrten. Das sind die leuchtenden Tage in der monotonen Abfolge der Schulwochen. Für mich ist es noch immer fast anrührend zu sehen, wie sehr selbst die Großen solchen Fahrten entgegenfiebern. Selbst diejenigen, die für ein Austauschjahr in den USA oder in den Ferien in Dubai waren. Vier Tage Klassenfahrt ist für die meisten wie vier Tage lang Geburtstag haben. Eigentlich ein schöner Gedanke. Jetzt aber war es kurz vor zwei in der dritten Nacht und ich fand, man konnte es mit dem Geburtstag auch übertreiben. Im Flur standen Moritz, Sergej, Jana und Katharina um vier Pizzakartons herum und stritten. Die Rezeption hatte recht. Es war laut.