Jugendliche in Deutschland fühlen sich machtlos und von der Politik ignoriert. Zu dieser Einschätzung kommt eine repräsentative Sozialstudie von der Universität Bielefeld. Demnach gibt es eine große Unzufriedenheit mit der Demokratie im Land.

Laut der Studie sind 51 Prozent der 1.230 befragten Jugendlichen unzufrieden damit, wie die Demokratie in Deutschland funktioniert. 57 Prozent hätten zudem Zweifel, dass Politiker tatsächlich an Lösungen wichtiger gesellschaftlicher Problemen arbeiteten. 78 Prozent gaben an, das Gefühl zu haben, dass sie keinen Einfluss auf die Regierung hätten. 72 Prozent sind laut der Studie der Meinung, dass sich Politiker nicht über die Probleme der Jugendlichen kümmern.

"Besonders überraschend ist, dass die Kinder und Jugendlichen ein differenziertes Bild davon haben, wie eine gerechte Gesellschaft aussieht, diese Komponenten in ihrer Lebensrealität aber gar nicht unbedingt wahrnehmen", sagte Studienleiter Holger Ziegler von der Universität Bielefeld. Die Jugendlichen sehen laut Ziegler vor allem in der Förderung von Bildung, beim Thema Inklusion, in der Herstellung von Chancengleichheit sowie in der Hilfe und Unterstützung für alte und arme Menschen Handlungsbedarf. "Erschreckend ist, dass die Jugendlichen diese Aspekte in der Praxis wenig abgebildet sehen. In ihrer Wahrnehmung sind sie von der Politik ungesehen und ungehört", sagte Ziegler.

Elternhaus hat Einfluss auf Wahrnehmung

Aus der Studie geht hervor, dass das Elternhaus auf die Wahrnehmung der Jugendlichen einen großen Einfluss hat. Je unzufriedener die Eltern mit der Demokratie in Deutschland sind, desto mehr Handlungsbedarf sehen auch ihre Kinder.

Aber nicht nur die Meinung der Eltern, sondern auch der sogenannte sozioökonomische Status des Elternhauses ist ein bedeutender Faktor. Der sozioökonomische Status setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen, unter anderem aus dem Bildungsabschluss der Eltern sowie der Einschätzung der finanziellen Lage und der persönlichen Situation im gesellschaftlichen Vergleich. Dabei erleben 37 Prozent der Jugendlichen aus Haushalten mit niedrigerem Status laut der Studie Ungerechtigkeiten als Norm im Alltag. Das sind mehr als doppelt so viele wie bei den Jugendlichen aus Haushalten mit höherem Status, wo der Wert nur bei 14 Prozent liegt.