Margrethe Vestager hat den Marion-Dönhoff-Preis erhalten. © Arthur J. Cammelbeeck

Margrethe Vestager ist bekannt für ihr Engagement gegen Steuerschlupflöcher in den EU-Mitgliedsstaaten und für faire Wettbewerbsbedingungen. Und sie hat eine Vision davon, wie Frauen mehr Macht in Politik und Wirtschaft bekommen: "Wir müssen aufhören nach Männern zu suchen, nach dem männlichen Ideal von Führung!"

Im Dezember 2020 wurde Margrethe Vestager, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und EU-Wettbewerbskommissarin, für ihr Engagement für ein geeintes und liberales Europa mit dem Marion-Dönhoff-Hauptpreis geehrt. DIE ZEIT, die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und die Marion-Dönhoff-Stiftung verliehen den Preis für internationale Versöhnung und Verständigung in diesem Jahr zum 18. Mal.

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, verweist in ihrer Laudatio auf Parallelen zwischen der Preisträgerin Margrethe Vestager und Marion Dönhoff. Beide Frauen seien dem Impuls gefolgt, die Gesellschaft wachzurütteln und sie zu verändern. Vestager setze mutig die Regeln der Europäischen Union durch, egal, wie stark der Gegner sei. Sie verhelfe Menschen in einer sich schnell verändernden, digitalen Welt zu einer stärkeren Handlungsfähigkeit und ermutige insbesondere Frauen dazu, sie selbst zu sein. Lagarde würdigte die Preisträgerin als Vorbild: Vestager sei das beste Beispiel dafür, weshalb die Welt diversere Führung brauche, und stehe "für eine Art der weiblichen Führung, die viele von uns inspiriert".

Im anschließenden Gespräch mit Ileana Grabitz, Politikchefin von ZEIT ONLINE, betonte Vestager, dass Diversität in der Politik notwendig sei, um die Distanz zwischen Politikerinnen und Bürgern zu verringern, damit Politik offener und nahbarer gestaltet werden kann. Es liege nicht nur an den jungen Menschen, mehr Diversität und Geschlechtergerechtigkeit herbeizuführen, vielmehr sei es die Aufgabe ihrer Generation, die Weichen für ein neues Verständnis von Macht und Talent zu stellen.

Das Gespräch dreht sich außerdem um die Frage der europäischen Identität. Vestager betont das neue Selbstbewusstsein der EU: "Nicht nur die USA haben sich verändert – auch wir haben uns verändert. Wir wissen, wer wir sind, was wir tun können und was wir tun wollen." Europa sei dadurch durchsetzungsfähiger: "Ich denke, wir können ein viel besserer Partner für die USA sein, denn wir sind selbstbewusster. Und zwei starke, selbstbewusste Partner können zusammen viel bewegen."

Das Gespräch ist eine Aufzeichnung der digitalen Verleihung des Marion-Dönhoff-Preises 2020 vom 6. Dezember 2020.