Kleinere und größere Kindheitstraumata sind heutzutage allzu schnell selbst diagnostiziert, aber meine tief sitzende Verachtung gegenüber Kinderliedern muss tatsächlich bereits in jungen Jahren begründet liegen. Genauer in den Hörgewohnheiten meiner kleinen Geschwister – etwa der höllischen, um die Jahrtausendwende bei uns zu Hause auf Dauer-Repeat dudelnden Zwölf-Lieder-Scheibe Anne Kaffeekanne von Fredrik Vahle: "Da flog sie, oh Pardon, auf dem Besenstiel davon … Und der Wecker, der macht" – HILFE!

Sie bringen noch heute verlässlich das Schlechteste in mir hervor, die Evergreens der deutschen Kinderzimmer. Damals als endgenervter großer Bruder im Teenageralter – wie auch heute, da ich selbst längst Kinder habe. Und damit wären wir schon bei der grundsätzlichen Problematik: dass Kinder ihr tausendfaches "Aramsamsam, Aramsamsam" eben nicht im luftleeren Raum rezipieren, sondern um sie herum meist größere, bereits verständigere Wesen sind. Und manche von denen würden lieber ihren Kopf auf die Tischkante schlagen, als noch eine Runde mit der Oma durch den Hühnerstall zu fahren.