Gemeinsam mit Freundinnen Filme schauen, obwohl jede bei sich zu Hause ist. Hintergrundgeräusche in Videotelefonaten ausblenden. In Videocalls mit mehreren Menschen jeden Teilnehmer aus der Richtung der Seite des Bildschirms hören, auf der er zu sehen ist. Klingt nach tollen Features für eine Zeit, in der alle wegen einer Pandemie zu Hause bleiben müssen. 

Apple hat diese Features für sein Videochat-Programm FaceTime aber nicht vor einem Jahr vorgestellt, sondern am Montagabend deutscher Zeit während der Auftakt-Keynote der Entwicklerkonferenz Worldwide Developers Conference (WWDC) – und für alle verfügbar werden sie erst im Herbst. Also zu einer Zeit, zu der man sich hoffentlich längst wieder persönlich treffen kann, um gemeinsam Filme zu schauen. Erst dann können nicht mehr nur Apple-Userinnen FaceTime nutzen, sondern auch all jene, die etwa Android- oder Windows-Geräte verwenden, was aus der Telefon-mit-Video-App ein zu Zoom und Microsoft konkurrenzfähiges Videokonferenz-Tool machen soll.

Auch, wenn Videotelefonie sicherlich weiterhin ein wichtiger Teil des Alltags vieler Menschen bleiben wird – mit den FaceTime-Funktionen ist Apple spät dran. Es wäre zwar nicht das erste Mal, dass der Konzern eine Anwendung später vorstellt als die Konkurrenz und dennoch großen Erfolg damit hat. Auf den ersten Blick wirkt das neue FaceTime allerdings nicht wie ein solcher Geniestreich. 

Auch die anderen vorgestellten Funktionen sind eher Weiterentwicklungen als Revolutionen. Es ist vielleicht auch zu viel verlangt, jedes Jahr etwas derart Neues zu erwarten wie das, was Tim Cook bei der WWDC-Keynote 2020 verkündete: Apple werde in Zukunft auf eigene Prozessoren setzen, statt die Chips des Unternehmens Intel zu verwenden. Der hauseigene M1-Prozessor war in diesem Jahr weniger Thema als von manchen erwartet. Und eine Nachricht vergleichbarer Tragweite hatte Apple dieses Mal nicht zu bieten.

Stattdessen stellte das Unternehmen auf der WWDC wieder das vor, was man von der WWDC kennt: Software. Wie erwartet präsentierte Apples Software-Chef Craig Federighi während der knapp zweistündigen Präsentation neue Versionen der Apple-Betriebssysteme für Computer, Smartphones, Smartwatches und anderer Geräte. 

Funktionen für alle, die sowieso schon durchgeapplet sind

Für Laptops und Desktop-Computer wie iMac oder Mac mini kommt nun das neue MacOS. Wie die bisherigen Versionen trägt auch diese den Namen eines Wahrzeichen Kaliforniens, in diesem Fall einer Küstenstadt und gleichnamigen Bucht: Monterey. Mit dem neuen Betriebssystem wird es unter anderem möglich sein, mehrere Apple-Geräte mit nur einer Maus und Tastatur zu steuern. So können Nutzerinnen und Nutzer zum Beispiel eine Datei von einem iPad mit dem Trackpad eines MacBooks in einen Ordner auf der Festplatte eines iMacs ziehen. 

Auch der Apple-eigene Browser Safari erhält Funktionen, die dabei helfen sollen, nahtlos zwischen Computer und Mobilgerät hin- und herzuschalten. Sogenannte Tab-Groups, also Sammlungen von mehreren geöffneten Websites, etwa zu einem bestimmten Thema, sollen sofort auf allen Geräten verfügbar sein. 

Das dürfte, wie viele der vorgestellten Funktionen, vor allem für Menschen interessant sein, die bereits tief ins Apple-System eingetaucht sind. Im iPhone-Betriebssystem iOS 15 etwa sollen Zeitungsartikel, Fernsehserien oder Musik, die Freundinnen per iMessage gesendet haben, als empfohlene Inhalte in den jeweiligen Apps angezeigt werden. Vorausgesetzt natürlich, alle Beteiligten nutzen Apple News, Apple Music oder Apple TV. Wer Android verwendet, kann sowieso keine iMessage-Nachrichten versenden oder empfangen, daran ändert sich auch weiterhin nichts.

Die neuen iOS, iPadOS und MacOS, die alle ab Juli als Betaversion verfügbar sein werden, bringen viele gemeinsame Funktionen mit und wachsen enger zusammen. Dass die Betriebssysteme MacOS und iOS verschmelzen könnten, hatte Cook allerdings erst vor wenigen Wochen ausdrücklich dementiert