Die USA wollen die Antivirensoftware von Kaspersky verbieten. Grund dafür sind Sicherheitsbedenken. Warum die USA die Software jetzt verbannen, was das Unternehmen selbst sagt, und wie die Lage in Deutschland ist – neun Fragen und Antworten.

Was ist Kaspersky?

Ein russisches IT-Sicherheitsunternehmen, das 1997 von Natalja Kasperskaja und Jewgeni Kasperski in Moskau gegründet wurde. Die Firma ist vor allem für ihre Antivirensoftware bekannt, analysiert aber auch Cyberangriffe zum Beispiel für Unternehmen.

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Was ist jetzt passiert?

Ab dem 20. Juli sollen Verbraucherinnen und Verbraucher in den USA keine Antivirusprodukte des russischen Unternehmens mehr erwerben können. Wer die Software weiter nutzt, soll zwar keine Strafe fürchten müssen. Ab dem 29. September darf die Firma ihre Antivirussoftware aber auch nicht mehr updaten. Damit ist sie für Nutzerinnen und Nutzer praktisch wertlos, weil sie ihre Computer nicht mehr zuverlässig schützen kann. Andere Dienstleistungen des Unternehmens wie Beratungen zu IT-Sicherheit sind weiter verfügbar.

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Warum wollen die USA die Kaspersky-Software verbieten?

Der Einfluss Russlands auf Kaspersky stelle ein Sicherheitsrisiko dar, sagte Handelsministerin Gina Raimondo. Laut der Nachrichtenagentur Reuters begründet sie das damit, dass Russland gezeigt habe, dass es "die Fähigkeit und die Absicht" besitze, "russische Unternehmen wie Kaspersky auszunutzen, um die persönlichen Daten von US-Amerikanern zu sammeln und als Waffe einzusetzen". Warnungen vor der Software von Kaspersky gibt es schon lange. Schon seit 2017 dürfen US-amerikanische Behörden die Antivirussoftware von Kaspersky nicht mehr einsetzen.

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Welche Risiken birgt eine Antivirussoftware?

Eine Antivirensoftware kann Computer und andere Geräte automatisiert nach Schadsoftware durchsuchen. Dafür braucht dieses Programm umfassenden Zugriff auf ein Computersystem. Die Sorge der Vereinigten Staaten ist offenbar, dass Kaspersky auf Geheiß russischer Behörden sensible Informationen von US-Bürgerinnen und -Bürgern stehlen oder Sicherheitslücken nicht schließen könnte, womit Computer angreifbar blieben und womöglich vertrauliche Informationen abfließen könnten.

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Gibt es Beweise für einen russischen Einfluss auf Kaspersky?

Der US-Handelsbehörde sei es erlaubt, selbst dann zu handeln, wenn konkrete Beweise fehlten, sagte ein Mitarbeiter des US-Handelsministeriums gegenüber dem US-Magazin Wired. Auf die Nachfrage, ob es konkrete Hinweise auf eine Einflussnahme aus Russland auf das Unternehmen gebe, wollte dieser Behördenmitarbeiter aber nicht antworten. Er sagte nur: "Wir glauben, dass die russische Regierung Kaspersky schon nutzt oder gewiss nutzen würde."

Öffentlich bekannte und eindeutige Beweise für eine russische Einflussnahme auf das Unternehmen gibt es bisher nicht. 2017 machte ein Fall Schlagzeilen, bei dem Hacker der russischen Regierung offenbar über Kaspersky-Antivirensoftware in einen Computer eines Mitarbeiters des US-Geheimdienstes NSA eindrangen und geheime Dokumente entwendeten. Das wiederum wurde von israelischen Hackern, die sich in die Antivirensoftware von Kaspersky gehackt hatten, beobachtet und an die Vereinigten Staaten gemeldet. Unklar ist aber, ob Kaspersky den russischen Hackern wirklich Zugriff gegeben hat – oder ob die sich, genau wie die Israelis, in die Software gehackt haben. 2023 wurde außerdem bekannt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kaspersky belauscht wurden.

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Wie vertrauenswürdig ist Kaspersky?

Die IT-Sicherheitsforscherinnen und IT-Sicherheitsforscher von Kaspersky gelten als kompetent in der Branche. Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit des Unternehmens traten in den vergangenen Jahren aber gehäuft auf – vor allem von politischer Seite.

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Was sagt Kaspersky?

Das Unternehmen widerspricht der Einschätzung der USA deutlich: "Kaspersky ist nicht an Aktivitäten beteiligt, die die nationale Sicherheit der USA bedrohen", schreibt das Unternehmen in einem Statement. Die Entscheidung des US-Handelsministeriums sei, davon sei man bei Kaspersky überzeugt, "aufgrund des derzeitigen geopolitischen Klimas und theoretischer Bedenken, nicht basierend auf einer umfassenden Bewertung der Integrität der Lösungen und Dienstleistungen" getroffen worden. Kaspersky bemüht sich seit Jahren darum, die Zweifel an seiner Vertrauenswürdigkeit auszuräumen.

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Ist Kaspersky-Software in Deutschland noch erlaubt?

Ja. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat allerdings 2022, nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, ebenfalls eine Warnung ausgesprochen und empfohlen, lieber andere Antivirensoftware zu verwenden. Die Begründung lautete damals: "Ein russischer IT-Hersteller kann selbst offensive Operationen durchführen, gegen seinen Willen gezwungen werden, Zielsysteme anzugreifen, oder selbst als Opfer einer Cyber-Operation ohne seine Kenntnis ausspioniert oder als Werkzeug für Angriffe gegen seine eigenen Kunden missbraucht werden." Auch das BSI warnte also nicht vor konkreten Angriffen, sondern lediglich vor der Möglichkeit.

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Ich nutze die Antivirussoftware von Kaspersky. Muss ich mir Sorgen machen?

Nicht mehr als vorher, bevor die USA angekündigt haben, die Antivirensoftware zu verbieten. Grundsätzlich geben Sie jeder Antivirensoftware weitreichende Zugriffe auf Ihr IT-System. Das ist auch notwendig, wenn diese Ihren Computer vor Viren oder anderer Schadsoftware schützen soll. Die Abwägung, ob Sie einer Software vertrauen, müssen Sie aber selbst treffen. 

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