Es sind perfekte Bedingungen für die Spionin: Niemand bemerkt sie. "Ich glaube, wir sind heute nur zu zweit", sagt eine Teilnehmerin der Webex-Konferenz zu ihrem Kollegen. Die beiden gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass niemand zuhört. Aber sie liegen falsch. Eine Spionin belauscht das "Update Kabinettfrühstück" der Bundesgeschäftsführung der SPD unbemerkt. Eine dritte Person stößt hinzu, sie meldet sich mit "Hallo, hier ist Benny". Auch Benny hat keine Ahnung, dass jemand Fremdes zuhört.

Die Spionin ist die Autorin dieses Textes. Dass sie sich in die digitale Konferenz der SPD einschleichen konnte, bestätigt die Befürchtung, dass es möglich ist, unbemerkt an solchen Webex-Meetings teilzunehmen. Für die drei Teilnehmenden des Kabinettfrühstücks, darunter der SPD-Sprecher Benjamin Köster, kam die Stimme der Journalistin, als sie sich nach wenigen Minuten zu erkennen gab, wie aus dem Nichts. Es handelte sich um eine gravierende Schwachstelle in der digitalen Infrastruktur der Partei, die das betroffene System mittlerweile abgeschaltet hat.