Die Corona-Krise hat viele Probleme im Schulsystem offengelegt, darunter den großen Rückstand der deutschen Schulen in der Digitalisierung. Hieß es aus Sicht vieler Eltern und Lehrkräfte einst, Kinder sollten in der Schule nicht unbedingt mit digitalen Medien zu tun haben, hat sich das laut dem aktuellen Bildungsbarometer 2021 des Münchner ifo-Instituts geändert. 

Die Menschen wünschen sich eine verlässliche bundesweite digitale Ausstattung der Schulen. 77 Prozent sind dafür, dass die Schulen auch nach dem Ende der Pandemie verpflichtend Computer im Unterricht verwenden. Die Mehrheit will sogar, dass Lehrkräfte verpflichtet werden, sich fortzubilden. Das befürworten 81 Prozent. Zudem befürwortet sie verpflichtenden Onlineunterricht bei Schulschließungen in der Corona-Krise. 74 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, Schulen bei einer Schließung von mehr als einer Woche zum digitalen Unterricht zu verpflichten.

Ähnlich deutlich äußern sie sich zu Benachteiligungen. Eine deutliche Mehrheit der Befragten wünscht sich eine intensivere Betreuung für benachteiligte Kinder, etwa für Schülerinnen und Schüler aus schwierigen sozialen Verhältnissen, Kinder von Alleinerziehenden oder mit Migrationsgeschichte. Die Zustimmung zur gezielten Unterstützung dieser Schülergruppen sei damit ähnlich hoch wie im Vorjahr, teilte das Ifo-Institut mit.

Groß ist auch die Zustimmung zu digitalen Lernplattformen, zu Onlinesprechstunden zwischen Lehrkräften und Eltern sowie zur Bereitstellung von Videomaterial mit Erklärungen durch die Lehrkräfte. Relativ gespalten ist die Meinung einzig beim verpflichtenden Angebot von Hybridunterricht, an dem Schulkinder entweder online oder in Präsenz teilnehmen können. Zwar spricht sich eine Mehrheit von 51 Prozent dafür aus, gleichzeitig sind jedoch auch 37 Prozent dagegen.

Gesellschaftliche Kompetenzen

Eine weitere Baustelle, die die ifo-Studie ausmacht, sind gesellschaftliche Kompetenzen, die dringend notwendig sind, wie die Corona-Pandemie gezeigt hat: wissenschaftliche, demokratische und auch wirtschaftliche. Dabei geht es der Umfrage zufolge etwa um die Akzeptanz von Mehrheitsentscheidungen, Toleranz gegenüber anderen Meinungen oder Wissen über demokratische Institutionen. Oder darum, wissenschaftliche Informationen interpretieren und einordnen zu können. Große Mehrheiten von 64 bis 84 Prozent sprechen sich "sehr" oder "eher" für die Vermittlung in Kindergärten, Grundschulen, Gymnasien, anderen weiterführenden Schulen, Berufsschulen und Hochschulen aus.

Das allgemeine Meinungsbild zur Corona-Schulpolitik ist laut Bildungsbarometer gespalten, tendenziell aber eher negativ. Demnach benoteten 41 Prozent der Befragten die Politik in Bezug auf die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Schülerinnen und Schüler mit der Schulnote vier oder schlechter. Nur jeder Vierte vergab die Note eins oder zwei. Vor allem Eltern aus schwierigen sozialen Verhältnissen empfanden die Schulpolitik in der Krise demnach als nur ausreichend, mangelhaft oder ungenügend.