Die
erste Reaktion meines schon streikerprobten dreijährigen Sohnes auf die
Ankündigung des Kita-Streiks lautete: "Oh, toll". Sein
siebenjähriger Bruder, der als Zweitklässler zur Schule muss, war ganz
neidisch: "Ich hätte auch gern Urlaub." Meine Frau und ich waren
naturgemäß weniger begeistert. Anders als meine Frau, die als Klinikärztin
arbeitet, kann ich mir als freiberuflicher Übersetzer zwar die Zeit halbwegs
flexibel einteilen, aber zwei Wochen ohne Kita sind schon eine Herausforderung.
Glücklicherweise
bietet unsere städtische Kindertageseinrichtung Notgruppen an, sodass zwei
Tage pro Streikwoche dadurch abgedeckt werden können. An einigen anderen Tagen
reisen die Großeltern an und übernehmen die Betreuung. Die übrigen Tage nutzen jeweils entweder meine Frau oder ich, um außer der Reihe etwas mit den
Kindern zu unternehmen. Auf diese Weise lässt sich dem streikbedingten
Schlamassel für alle Familienmitglieder etwas Positives abgewinnen.
Das ändert jedoch nichts an meinem Unverständnis und meiner Wut darüber, dass dieser Tarifkonflikt komplett auf dem Rücken und auf Kosten der Eltern und Kinder ausgetragen wird. Denn letztlich benötigen wir – wie viele andere Eltern auch – nicht mehr frühkindliche Bildung für unsere Kinder, sondern zuverlässige und liebevolle Betreuung für die Zeit, in der wir unserer Erwerbstätigkeit nachgehen. Wir brauchen im Grunde auch keine Erzieherinnen oder Erzieher – das Erziehen ist Recht und Pflicht der Eltern –, sondern wären mit Kindergärtnern, die für ein gutes Miteinander in der Gruppe sorgen, schon vollauf zufrieden.
Insofern
stehe ich dem Umbau der Institution Kindergarten zur staatlichen Erziehungs-
und Bildungsanstalt ohnehin sehr kritisch gegenüber. Wenn er aber politisch
durchgesetzt werden soll, braucht man entsprechend qualifiziertes und bezahltes
Personal. Vielleicht führt der Streik ja dazu, dass die Frage, was ein –
bezahlbarer – Kindergarten leisten soll und kann, noch einmal breiter
diskutiert wird.
Dank der Notgruppen und dank des Engagements der Großeltern bleibt uns der organisatorische GAU erspart. Der Kita-Streik bedeutet für uns daher neben allem Stress und Frust auch unverhoffte zusätzliche Zeit mit den Kindern – Zeit, um Freunde zu treffen, draußen den Frühling zu genießen und endlich einen immer wieder verschobenen Ausflug zu machen. Darüber freuen sich nicht nur unsere Kinder.
Die
erste Reaktion meines schon streikerprobten dreijährigen Sohnes auf die
Ankündigung des Kita-Streiks lautete: "Oh, toll". Sein
siebenjähriger Bruder, der als Zweitklässler zur Schule muss, war ganz
neidisch: "Ich hätte auch gern Urlaub." Meine Frau und ich waren
naturgemäß weniger begeistert. Anders als meine Frau, die als Klinikärztin
arbeitet, kann ich mir als freiberuflicher Übersetzer zwar die Zeit halbwegs
flexibel einteilen, aber zwei Wochen ohne Kita sind schon eine Herausforderung.
Glücklicherweise
bietet unsere städtische Kindertageseinrichtung Notgruppen an, sodass zwei
Tage pro Streikwoche dadurch abgedeckt werden können. An einigen anderen Tagen
reisen die Großeltern an und übernehmen die Betreuung. Die übrigen Tage nutzen jeweils entweder meine Frau oder ich, um außer der Reihe etwas mit den
Kindern zu unternehmen. Auf diese Weise lässt sich dem streikbedingten
Schlamassel für alle Familienmitglieder etwas Positives abgewinnen.