DIE ZEIT: Frau Gaub, haben Sie eine Idee, warum das Klimathema in Deutschland so ideologisch umkämpft ist?

Florence Gaub: Seit den 1970er-Jahren wird hier Umwelt politisch eher links verortet. Mit links meine ich dabei alles, was bestehende Muster infrage stellt: Geschlechterrollen, Wirtschaftsmodelle, Machtverteilung oder wie regiert wird. Da findet sich die Umwelt plötzlich in einem Kontext wieder, in den sie eigentlich nicht gehört.

ZEIT: Warum nicht?

Gaub: Weil wir alle auf dieser Erde leben, die es zu erhalten gilt. Der zweite Grund: Was für den Klimaschutz zu tun ist, wird hier in einer fast protestantischen Ethik kommuniziert. Es ist das Narrativ des Weniger: weniger haben, weniger reisen, weniger wachsen. Der dritte Grund ist die relativ große Gruppe der Menschen mit starker Zukunftsangst. Sie wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, und möchten auch ihr Verhalten nicht verändern.