Die Januarsonne taucht das Meer in ein silbernes Licht, als ich meine ersten Schwimmzüge mache. 16 Grad misst das Wasser um diese Jahreszeit auf Sizilien, eisige 16 Grad, und so rebellieren meine Muskeln, und sie verkrampfen; meine Atmung stockt. Doch nach wenigen Minuten entspannt sich mein Körper, mir wird wärmer – fast kann ich mir vorgaukeln, dass Sommer ist. Kein sizilianischer Sommer zwar, dazu ist er nicht prall und aufdringlich genug. Aber ein weicher skandinavischer.

Ich blicke mich um: Kakteen und Palmen recken sich der Sonne entgegen, der Strand ist menschenleer, ein Kätzchen wälzt sich in der Vulkanasche. Gluckernd schwappt das Wasser in die Ritzen zwischen den Felsen. Doch in der Ferne erhebt sich gewaltig der Ätna, die "launische Dame", wie die Sizilianer den Vulkan nennen. Meist trägt diese Dame ihr schwarzes Kleid aus Vulkanit. Manchmal wechselt sie auf Rot, wenn heiße Lava die Hänge herunterrinnt. Heute aber hat sie eine weiße Mütze: Auf dem Ätna liegt Schnee. Dort will ich morgen hinauf, zum Skifahren – raus aus dem Sommer, mitten hinein in den Winter.