Hasan Ö. entschuldigt sich, als er vier Minuten zu spät im Café am Mainzer Hauptbahnhof ankommt. Er wirkt zurückhaltend, spricht leise. Keine Spur von dem Provokateur, über den der Tagesspiegel im vergangenen Herbst titelte: "Der Aktivist, der die Hassposts durchsetzte". Die Bild-Zeitung zeigte ein Foto von ihm mit Palästinensertuch und fragte: "Ist er der Israel-Hasser von Fridays for Future?" Und Hessens Antisemitismusbeauftragter hat gegen Hasan Ö. Strafanzeige gestellt wegen Volksverhetzung.

Hasan Ö. sieht das alles ganz anders. Westliche Medien hält er für Propagandisten; mit denen rede er ungern, wie er sagt. Mehrere Tage zögerte er, ehe er einem Treffen zugestimmt hat. Er möchte seine Version präsentieren, deshalb sitzt er jetzt doch im grünen Hemd mit langen schwarzen Haaren und einem gewinnenden Lächeln einem Journalisten gegenüber. Hasan Ö. bestellt einen Kakao und erzählt, dass er nach den Zeitungsberichten über ihn seinen Nebenjob in der Gastronomie verloren habe. Seine Social-Media-Follower bittet er nun um Spenden. Morddrohungen habe er auch erhalten, weshalb er nicht mit vollem Namen in diesem Zeitungsartikel auftreten will.