Es kommt nicht oft vor, dass jemand das Amtsgericht Altötting freiwillig aufsucht; meistens sind es Zeugen oder Angeklagte, die das Gebäude an der Traunsteiner Straße betreten, durch die Sicherheitsschleuse gehen und in einen der Sitzungssäle abbiegen. Aber diesmal, einen Tag nachdem hier eine Busfahrerin zu 500 Euro Bußgeld verurteilt wurde, haben die Besucher ein anderes Ziel. Sie wollen Geld einzahlen. 500 Euro, für die Busfahrerin. Und sich beschweren, über den Richter.

"Erst hab ich mir nix gedacht", sagt Richter Günther Hammerdinger, der auch der Direktor des Amtgerichts ist. "Bis mir klar wurde, dass hier empörte Bürger gekommen sind." Hammerdinger – Jeans, Cordsakko, wuschelige Haare – kann es zwei Wochen danach immer noch nicht so recht glauben. Das Urteil sei völlig okay für die Busfahrerin, sagt er, aber es habe in den Menschen hier wohl etwas ausgelöst. "Wir bekommen Briefe, unflätige Anrufe. Sogar privat werde ich von den Leuten angesprochen. Sie wollen wissen: Was ist da los bei euch?"