Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 34/2022.

An diesem Tisch fand es also statt, das Trennungsgespräch. Es gab Pizza vom Lieferdienst, und dann fiel der Satz, von dem man nicht sicher ist, ob man ihn sagen darf, sagen will, irgendwann einmal sagen muss: "Wir möchten, dass ihr auszieht."

Eine Dreizimmerwohnung in Berlin-Kreuzberg im dritten Stock. Minimalistisch eingerichtet, zwei Rennräder lehnen im Flur, eine Siebträgermaschine glänzt in der Küche. Und dort in der Mitte steht der helle Holztisch. Daran sitzen jetzt wieder: Franziska Wiebke, 27, und Hannes Podzun, 31, beide Unternehmensberater. Als sie im Frühjahr die Scharen von Ukrainerinnen und Ukrainern an den Bahnhöfen sahen, beschlossen sie, wie so viele in Deutschland, Hilfe anzubieten. Einen Schlafplatz für die erste Zeit. Im Arbeitszimmer quartierten sie drei Studenten aus Kiew ein, zwei schliefen auf der Schlafcouch, einer auf der Luftmatratze daneben. Die 20 Quadratmeter gehörten erst einmal ganz den dreien, abgesehen vom Platz für den Kleiderschrank der Gastgeber. Die legten ihre Kleidung jetzt immer schon am Abend raus, um morgens ihre Gäste nicht zu wecken.