Dublin? Florenz? Laaangweilig! Freiburg dagegen: Nix wie hin. Zumindest sieht das der Lonely Planet so. Der hat Freiburg unlängst in die Top Ten der im Jahr 2022 zu besuchenden Städte gejubelt. Nur Auckland und Taipeh landeten weiter vorn. Kaum mehr ein kriegt sich die Reiseführer-Plattform, wenn sie Freiburgs Nachhaltigkeitselan feiert. Klar, hier brennen ja sogar die Kerzen im Münster nach streng ökologischen Standards.

Um der Sache auf den Grund zu gehen, bin ich in den Breisgau gereist. Der Mensch lebt nicht von Wind- und Sonnenkraft allein. Hin und wieder braucht er auch eine Bar. Als Unterkunft habe ich mir das Hotel Victoria ausgesucht. Es rühmt sich, eines der umweltfreundlichsten der Welt zu sein. Wichtiger aber: In seinem Keller befindet sich die Hemingway Bar. Und die gilt als die Brutstätte der Freiburger Cocktailszene. Frisch geduscht steige ich hinab ins Tonnengewölbe. Erster Eindruck: Hier müssen sich die Freiburger schon mal die Fahrradklammern aus der Hose nehmen. Delikat gemaserte Mahagonitheke, edel schwellende Lederbänke, camparirotes Licht. Aus den Lautsprechern zittert Jazz, an den Stirnseiten prangen Bilder des trinklustigen Namenspaten. Ein paar Tweedträger aus der Schweiz diskutieren gerade die Börse, zwei amerikanische Jungspunde bestaunen die Havannas in einem Humidor. Sonst ist noch nicht viel los.