Wer war’s? Bis zum Überdruss lassen sich 08/15-Krimis von dieser Frage treiben – und ein Millionenpublikum mit ihnen. Liz Nugent, 1967 in Dublin geboren, dreht den vertrauten Krimispieß um. Ihr vierter Kriminalroman Kleine Grausamkeiten beginnt so: "Alle drei Drumm-Brüder waren auf der Beerdigung, einer von uns allerdings im Sarg." Von da an, bis zum verblüffenden Ende, rätseln die Leser, welcher der drei Brüder zum Opfer werden könnte und welcher zum Täter.

Aus der Perspektive der drei Brüder entfaltet Nugent das Drama einer mittelständischen Dubliner Familie. Deren Binnenbeziehungen als dysfunktional zu beschreiben wäre ein Euphemismus. "Toxisch" träfe es besser. Aber das schält sich erst nach und nach gemächlich heraus.