Zu Beginn dieser Woche meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO), weltweit seien eine halbe Million Menschen durch die Covid-19-Pandemie gestorben. Zugleich gaben die Berliner Verkehrsbetriebe bekannt, täglich fänden in den Bussen und Bahnen der deutschen Hauptstadt eine halbe Million Fahrten ohne Maske statt. Ein Viertel der Passagiere ignoriere die Maskenpflicht, trotz Bußgeld, Tendenz steigend.

Nie zuvor gab es so viel Gleichzeitigkeit in der Welt wie während dieser Krise – und doch leben die Menschen nicht mehr im gleichen Jetzt. Die täglichen Corona-Zahlen beziffern vielmehr das Auseinanderdriften der Welt in gegensätzliche Realitäten und Covid-19-Gefühlszonen. In Deutschland macht sich der Eindruck breit, mit dem Virus einigermaßen durch zu sein. Einzelne Ausbrüche wie in Neukölln oder Gütersloh ändern daran nichts. In weiten Teilen der Welt jedoch weisen die ominösen Kurven, die Neuinfektionen, R-Werte und Todeszahlen abbilden, in diesen Tagen steil nach oben. Während der bayerische Ministerpräsident Markus Söder ab der kommenden Woche maskenfreie Kulturveranstaltungen in Aussicht stellen kann, steht der Höhepunkt der Pandemie global erst noch bevor.