Zum Abschluss seiner Tournee segnet der Mann, der einst Roms Hüter der reinen Lehre war, die Gläubigen in einer schnöden Multifunktionshalle in Wattenscheid. Im fahlen Licht der blauen LED-Strahler hebt er an: "Der Herr sei mit euch." An seiner Seite auf der Bühne kniet: Gloria von Thurn und Taxis, die erzkonservative Fürstin und Promikatholikin. "Und mit deinem Geiste", antwortet sie und mit ihr die gut einhundert ebenfalls knienden Menschen im Saal. Sie alle haben 15 Euro bezahlt, um live zu erleben, was der Mann über den Zustand der Kirche zu sagen hat: Gerhard Ludwig Kardinal Müller, 72 Jahre alt, ehemals Präfekt der mächtigen Glaubenskongregation.
Gerhard Ludwig Müller: Von der Macht zur Ohnmacht
Er war der Glaubenshüter des Vatikans. Unter Franziskus fiel er in Ungnade. Heute lässt sich Gerhard Ludwig Müller von Fürstin Gloria als Donald Trump des Katholizismus feiern. Was lief da schief?