Fritz J. Raddatz kritisiert den Film "Das Boot" (nach einer Vorlage von Lothar-Günther Buchheim) am 8. März 1985:

Die Einschaltquotenfetischisten können sich die Hände reiben: 60 Prozent aller deutschen Haushalte sahen die drei Folgen der Fernsehfassung von Wolfgang Petersens Verfilmung des Romans Das Boot; das sind 24 Millionen Deutsche. Was haben sie gesehen? Nach meinem Urteil: eine Trivialschnulze, (...) deren Schauspielerleistung sich zu 50 Prozent in männlich-hartem Blick und eisernen Backenmuskeln erschöpfte, wenn nicht gerade durchs Fernglas gestarrt wurde; deren politische Qualität – sprich: Nicht-Qualität mich geradezu empört. Ein Kriegsfilm am Rande der Verherrlichung. (...) Es geht mir um die zugleich so simple wie komplizierte Frage nach der politischen Moral; die dieser Film nicht stellt: Wie war denn das so, im Stuka über Warschau? Im Panzer vor Leningrad? Im U-Boot eben unter dem Atlantik? Das war doch nicht nur heiß und eng und voller Gestank, Schweiß, Angst und Zote? Das war doch auch ein Verbrecher-Handwerk? Ich will gar nicht so weit gehen wie Kurt Tucholsky, der gesagt hat, "Soldaten sind Mörder". (...) Ich will aber so weit gehen, zu sagen: Schiebt es nicht immer auf ein paar SS-Bestien und Leibstandarten-Henker – auch die deutsche Wehrmacht hat tausendfach Verbrechen begangen; hat gemordet, geplündert, gebrandschatzt, geraubt. Sie hat einem der schlimmsten Terroristen der Geschichte gedient. (...)