Eine "High Society" gab (und gibt) es nicht in der Bundesrepublik; jedenfalls nicht, misst man dem Begriff Werte bei. Hitler hat nicht nur Millionen Juden umbringen lassen, er hat auch die großen jüdischen Vermögen – zumeist unersetzliche Kunstwerke – konfisziert, ihre Besitzer verjagt, enteignet, ermordet. Wer "ein Haus führte" in der Weimarer Republik, den gab es bald nicht mehr (oder nur noch verarmt in der Emigration): die avantgardistischen Kunstsalons von Paul Westheim, Paul Cassirer; das stolze Palais von Thomas Manns Schwiegereltern Pringsheim oder die prachtvollen Besitzungen des Zeitungszaren Rudolf Mosse, alle waren Zentren geistigen Lebens; wie auch der berühmte Salon des Harry Graf Kessler – die Möbel entworfen von van de Velde, in den Erkern Skulpturen von Maillol, an den Wänden Bilder von Seurat, zu Tische Albert Einstein neben Josephine Baker. Eine untergegangene Welt der Kultur.
Mein Deutschland (Teil 8): Butterbrot und Kaviar
High Society: Wie es bei den Schönen und Reichen der alten Bundesrepublik zuging – und wie Heiner Müller den Untergang der DDR begoss