Neunzehn Jahre führte Gerd Schulte-Hillen das Hamburger Medienhaus Gruner + Jahr. Jetzt, gerade 6o Jahre alt geworden, nimmt er Abschied. Er wird Aufsichtsratsvorsitzender von G + J sowie von der Konzernmutter Bertelsmann. Entschwindet einerseits in den Bertelsmannhimmel, wird aber andererseits bei G + J weiter den Daumen draufhalten. Schade, dass die Altersgrenze in dem Gütersloher Medienkonzern für alle gilt. Warum das zu bedauern ist?

Erstens: Seine Lorbeeren hat er sich vor allem als moderner, international operierender Medienunternehmer verdient. Aber er weiß wenigstens noch, was Verleger einmal waren. Als der gelernte Maschinenbauingenieur und Betriebswirt nach Hamburg kam, hatte er erfolgreiche Jahre als Druckereimanager hinter sich, in der Welt der Verleger war er ein Fremdling. Damals beherrschten die alten Presselords noch das Parkett: John Jahr, Gerd Bucerius, Rudolf Augstein und Henri Nannen. Sie nahmen den "Drucker" unter ihre Fittiche und führten ihn in die bunte Welt des Journalismus ein, "die ja keine Grenzen kennt" (Schulte-Hillen). Die Sehnsucht, seinem Vorbild Nannen ähnlich zu werden - einer "Urgewalt", der er sich nur "in tiefer Demut" näherte - ehrt ihn, er kann noch bewundern. Und so etwas ist in seinen Kreisen nicht aktuell.