Sim-Karten-Betrug Bundesnetzagentur: „Illegale Sim-Karten sind ein ungelöstes Problem“

Quelle: imago images

Im deutschen Mobilfunknetz kann längst nicht jeder Anrufer hinter einer Nummer identifiziert werden. Das behindert Ermittlungsarbeiten. Die Bundesnetzagentur moniert zu lasche Systeme bei Anbietern wie Telefónica.

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Die Bundesnetzagentur kritisiert die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen einiger Mobilfunkanbieter gegen die illegale Anonymisierung von Sim-Karten: „Es gibt Möglichkeiten, wie Anbieter den Missbrauch ein ganzes Stück eindämmen können“, so die zuständige Referatsleiterin Haya Hadidi gegenüber der WirtschaftsWoche, „und es gibt auch Unternehmen, die das heute schon besser machen als andere.“

Besonders betroffen von dem Problem ist Telefónica O2 mit seinen „Ethno-Marken“ Ay Yildiz und Ortel. Der Behörde liegen mehr als 50 illegal aktivierte Sim-Karten der Marken vor – jede ein Beispiel aus einer anderen Stadt aus einem anderen Täterkreis.

Laut Bundesnetzagentur ersuchen Ermittlungsbehörden 26 Millionen Mal im Jahr Auskünfte zu Identitäten hinter Telefonnummern, die bei einer Rasterfahndung in den Fokus gekommen sind – das ist fast viermal mehr als noch vor zwölf Jahren. Zugleich aber nimmt die Zahl der Fälle, bei denen diese Identitäten ins Leere führen, exponentiell zu. Waren es früher 50 Fälle im Jahr, die die Polizei als nicht weiterführend zurückgemeldet haben, sind es heute 1400: „Die Dunkelziffer ist hoch“, sagt Haya Hadidi, Referatsleiterin der Bundesbehörde.

Illegal aktivierte Sim-Karten begünstigen Kriminelle. Es gibt sichere Identifikationsverfahren. Aber viele Anbieter nutzen sie nicht. Im Fokus der Kritik: Telefónica.
von Nele Husmann

Beim Sim-Karten-Betrug werden Handynummern auf falsche oder fiktive Identitäten aktiviert, so dass die Polizei nach Rasterfahndungen nur erschwert zugreifen kann – wenn überhaupt.

Laut Gesetz sind Mobilfunkanbieter verpflichtet, die Nutzer von Prepaidkarten zu legitimieren. Die Bundesnetzagentur moniert, dass die Systeme vieler Anbieter zu viel Missbrauch zuließen. Kriminelle Shops verkaufen bereits im Vorfeld aktivierte Karten. Die sind bereits freigeschaltet auf fiktive, computergenerierte Identitäten oder reale Kunden, die von Mehrfach-Aktivierungen auf ihren Namen nichts mitbekommen: „Das Thema ist noch nicht gelöst“, berichtet Hadidi, „Wir sehen bei vielen Anbietern noch Verbesserungspotenzial.“

Dass seit 2017, als das Telekommunikationsgesetz erstmals eine Legitimierungspflicht bei Prepaid-Karten vorsah, bei vielen Anbietern so wenig geschehen ist, liegt laut Bundesnetzagentur nicht daran, dass ein strengeres Prozedere nicht möglich wäre. Ab 2025 will die Bundesnetzagentur die Zertifizierung der von Mobilfunkanbietern eingesetzten Legitimationsprozesse zur Pflicht machen.

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Auch sollten Anbieter die beauftragten Händler und die erfassten Daten stärker auf Auffälligkeiten prüfen. Hadidi verspricht sich auch von der anstehenden Novelle des Telekommunikationsgesetzes Linderung: „Wir brauchen diese Novelle – und die neuen Eingriffsbefugnisse.“

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