Roaming im Urlaub „Wir haben immer wieder Handyrechnungen im vierstelligen Bereich“

Fotos verschicken über die mobilen Daten kann im Urlaub außerhalb der EU schnell sehr teuer werden. Urlauber, die sich vor der Reise über Datenpakete informieren sparen viel Geld. Quelle: imago images

Im Urlaub telefonieren und surfen kann teuer werden. Doch wer sich frühzeitig über Tarife informiert, spart beim Roaming. So vermeiden Urlauber hohe Handyrechnungen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

„Willkommen in der Schweiz! Verbindungen innerhalb des Landes und in die EU werden wie folgt abgerechnet“, diese SMS bekommen Reisende, die sich mit ihrem Smartphone der Schweizer Grenze nähern. Sie zu ignorieren, kann nicht nur in der Schweiz teuer werden. Doch in diesen digitalen Zeiten gehört die Handynutzung zum Leben dazu – und auch im Urlaub wollen die wenigsten darauf verzichten.

Was für Roaming-Kosten können auf Reisende zukommen, wie kann man günstig in Europa surfen und welche Fallen gibt es? Das sollten Urlauber beachten, bevor sie ihre Reise antreten.

Was ist Roaming überhaupt?

Wer sein Handy im Ausland nutzt, der „roamt“. Roaming bedeutet: Das Handy verbindet sich mit dem Mobilfunknetz in einem anderen Land, um ein Telefonat durchzustellen, eine SMS zu versenden oder über die mobilen Daten im Internet zu surfen. Das ist seit 2017 innerhalb der EU kostenlos – und zwar für alle, die in einem Mitgliedsland einen Mobilfunkvertrag abgeschlossen haben.

Trotzdem können auch in Europa hohe Roaminggebühren anfallen. Zum Beispiel für Bewohner in Grenzregionen. „Hier in Baden-Württemberg haben einige, die in der Grenzregion leben, immer wieder die Problematik, dass sich das Telefon in das Schweizer Netz einloggt“, sagt Oliver Buttler, Experte für Telekommunikation bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Da die Schweiz kein EU-Mitgliedsland ist, zahlen viele Nutzer mit deutschem Vertrag dann drauf.

Achtung Roaming: In welchen Ländern Reisende besonders aufpassen sollten

Roaminggebühren werden in den meisten europäischen Ländern, die nicht in der EU sind, fällig.

Laut ADAC gilt das für folgende Länder:

  • Türkei,
  • Liechtenstein,
  • Albanien,
  • Bosnien und Herzegowina,
  • Serbien,
  • Montenegro,
  • Nordmazedonien
  • und Kosovo.

Laut Kirsten Schiekiera von Stiftung Warentest kann eine Reise nach Monaco ebenfalls teuer werden: „Viele machen dorthin einen Tagesausflug aus Frankreich und schon sind 50 Euro weg, ohne dass sie gesurft haben“, so die Expertin. Bei Fernreisen außerhalb Europas fallen ebenfalls Roaminggebühren an.

Urlauber sollten auf Kreuzfahrtschiffen, Fähren, in Küstenregionen oder Flugzeugen besonders aufpassen. In der Luft oder auf See kann sich das Handy automatisch mit einem Satellitennetzwerk verbinden. „Dann wird es teuer“, sagt Buttler von der Verbraucherzentrale. „Wir haben immer wieder Fälle mit Handyrechnungen im vierstelligen Bereich.“ Das sei schon erreicht, wenn Nutzer ein paar YouTube-Videos schauten und WhatsApp nutzten.

Lesen Sie auch: Warum Sie im Urlaub wirklich abschalten sollten

Handynutzer müssen vom Anbieter mit einer Nachricht gewarnt werden, wenn sie 80 Prozent eines Roaming-Limits von 50 Euro erreichen. Dann trennt der Anbieter die Datenverbindung. So steht es in der EU-Roaming-Verordnung. Das funktioniert aber nur, wenn die Nutzungsdaten in Echtzeit erfasst werden – was nicht immer der Fall ist. „Man kann diesen Schutzmechanismus auch deaktivieren. Davon würde ich aber abraten“, so Buttler. Nur wer nicht gewarnt wurde, kann einer hohen Handyrechnung durch Roaming widersprechen.

Roaming im Ausland: So surfen und telefonieren Urlauber günstig in Europa

Reisen innerhalb der EU sind laut Oliver Buttler unproblematisch, solange sie nicht länger als vier Monate dauern. Die Mobilfunkanbieter berechnen Aufschläge für Kunden, die in dieser Zeit mehr mit dem ausländischen als mit dem heimischen Netzwerk verbunden sind.

Für Reisen in europäische Länder außerhalb der EU lohnt es sich, zuerst den Anbieter zu kontaktieren: „Großbritannien oder die Schweiz sind bei vielen als EU-Land gelistet“, sagt Buttler. Dann berechne der Anbieter keine zusätzlichen Kosten. Der ADAC empfiehlt zudem, sich bei Reisen nach Gibraltar, den autonomen Kanalinseln Jersey und Guernsey sowie zur Isle of Man über die Vertragskonditionen zu informieren.

Die günstigsten Optionen für Fernreisen

Am meisten sparen Urlauber, wenn sie Roaming im Ausland außerhalb der EU, in Küstennähe, auf Schiffen und in Flugzeugen gar nicht erst nutzen. „Wenn man wirklich auf Nummer sicher gehen möchte, dann deaktiviert man die Einstellung Mobile Daten oder lässt das Handy im Flugmodus. Wlan-Verbindungen lassen sich dann trotzdem nutzen“, sagt Schiekiera. Über Messenger wie WhatsApp oder Skype kann mit Wlan-Verbindung auch telefoniert werden.

Die Expertin empfiehlt, sich vorher zu fragen: Wo fahre ich hin? Wie reise ich? Wie viel will ich telefonieren und surfen? „Wenn man auf eigene Faust unterwegs ist, beispielsweise mit dem Rucksack durch Südamerika reist, ist ausreichendes Datenvolumen sehr praktisch“, sagt Schiekiera.

Lesen Sie auch: Braucht's Vodafone und Telekom überhaupt noch?

Wer viel im ausländischen Netz unterwegs sein will, spart mit einer SIM-Karte oder eSIM, die sich mit dem lokalen Netz verbindet. eSIM-Karten funktionieren wie normale SIM-Karten, nur ohne Plastikchip. Über eine App oder einen QR-Code wird die digitale SIM-Karte eingerichtet. Sie sind mit den meisten neueren Handys kompatibel. Klassische SIM-Karten werden an Flughäfen des Urlaubslandes verkauft, wenn das Handy zu alt sein sollte.

Beide Optionen sind laut Kirsten Schiekiera günstiger bei Anbietern vor Ort. Die Expertin empfiehlt, sich vor der Reise Urlauberforen zum Thema Mobilfunk anzusehen, um lokale Anbieter zu finden. eSIM-Karten für die USA oder China mit 10 Gigabyte Datenvolumen gibt es für acht bis 15 Euro bei einem Monat Laufzeit. eSIM-Karten enthalten in den meisten Ländern aber oft nur Datenvolumen und keine Telefonminuten oder SMS.

Bei Reisen von ein bis zwei Wochen kann es günstiger sein, beim eigenen Anbieter ein Roaming-Paket zuzubuchen. Mobilfunkbetreiber bieten häufig für ihre Kunden Datenvolumen und Telefonfreiminuten, die tages-, wochen- oder monatsweise zugebucht werden können.

Agrarkonzern Wer die BayWa AG jetzt durch die Krise führt

Deutschlands größter Agrarhandelskonzern ist hochverschuldet. Die Restrukturierung von Baywa wird nun zum Großeinsatz für Experten. Diese Kanzleien und Consultants sind mit den Aufräumarbeiten befasst.

Betriebliche Altersvorsorge Kann ich den Krankenkassenbeitrag auf meine Betriebsrente vermeiden?

Unser Leser wird eine große Einmalzahlung aus einer Betriebsrente erhalten. In der gesetzlichen Krankenversicherung muss er darauf Beiträge zahlen. Oder gibt es Auswege?

Brillenhändler Es rumpelt bei Mister Spex

Erst boykottieren aktivistische Aktionäre die Wiederwahl von Vorstand und Aufsichtsrat, dann treten die Vorsitzenden überraschend zurück. Von der Milliardenbewertung des Brillenhändlers ist nur noch ein Bruchteil übrig.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Kirsten Schiekiera von Stiftung Warentest empfiehlt, dann lieber mehr Datenvolumen zu buchen als zu wenig. Wer sein Datenvolumen schnell verbraucht, muss immer wieder hinzubuchen und gibt letztendlich mehr Geld aus als mit einem größeren Datenpaket oder einer SIM-Karte.

Lesen Sie auch: Vodafone wendet Torschlusspanik während der Fußball-EM ab

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%