Im Tarifstreit in der deutschen Privatbankenbranche ist eine Einigung erzielt worden. Demnach sollen die Gehälter ab dem 01. August in drei Stufen um insgesamt 10,5 Prozent steigen, wie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Donnerstag mitteilte.
Für die Nachwuchskräfte sollen sich die Gehälter um insgesamt 250 Euro erhöhen. Die Einigung habe eine Laufzeit von 28 Monaten.
Das starke Engagement bei den Warnstreiks habe die entscheidende Bewegung in der dritten Verhandlungsrunde mit dem Arbeitgeberverband am späten Mittwochabend gebracht, erklärte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck. „Die Gehaltssteigerungen von über zehn Prozent sorgen für eine spürbare Entlastung bei den Gehältern.“ Laut Verdi wird die Einigung für rund 140.000 Beschäftigte in der Branche gelten.
Schneller schlau: Streik-Recht
Das Streikrecht genießt einen hohen Schutz über die im Grundgesetz in Artikel 9 Absatz 3 verankerte Koalitionsfreiheit. Diese bezieht sich nicht auf politische Regierungsbündnisse, sondern auf das Recht eines Jeden,
„zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden“.
Sie ermöglicht Arbeitnehmern und Arbeitgebern, sich in Gewerkschaften oder Arbeitgeberverbänden zusammenzuschließen, um einen Arbeitskampf zu führen und Tarifverträge auszuhandeln.
Nur eine Gewerkschaft darf einen Streik organisieren und führen. Und es darf nur für eine Forderung gestreikt werden, die in einem Tarifvertrag geregelt werden kann. Politische Streiks sind daher in Deutschland nicht erlaubt. Ein Streik muss verhältnismäßig sein.
In manchen Branchen gibt es Vereinbarungen von Arbeitgebern und Gewerkschaften, dass sie mit Hilfe unbeteiligter Dritter einen Einigungsversuch unternehmen, wenn sie nicht weiterkommen am Verhandlungstisch.
Zum Beispiel gingen im Frühjahr 2023 Bund, Kommunen und Verdi für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst in die Schlichtung. Die Schlichter machten nach mehrtägigen Beratungen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften einen Einigungsvorschlag. Keine der Seiten war verpflichtet, den Vorschlag anzunehmen. Doch Verdi und der Deutsche Beamtenbund entschieden sich für eine Zustimmung. Der Tarifkonflikt war damit beendet.
Thomas Lange, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes des privaten Bankengewerbes, sagte: „Der Abschluss ist ein fairer Kompromiss.“ Er lobte die konstruktive Atmosphäre bei den Verhandlungen. „Die Sozialpartnerschaft im privaten Bankgewerbe hat sich als belastbar und verlässlich erwiesen.“
Neue Entgeltstruktur und moderne Arbeitszeitgestaltung: Parteien wollen Gespräche aufnehmen
Darüber hinaus einigten sich die Tarifparteien darauf, den bereits im vergangenen Jahr begonnenen Tarifreformprozess fortzuführen und die Gespräche für eine neue Entgeltstruktur sowie eine moderne und lebensphasenorientierte Arbeitszeitgestaltung aufzunehmen, teilte Verdi weiter mit. Die Verdi-Tarifkommission empfiehlt die Annahme der Einigung. Bis Ende Juli können die Verdi-Mitglieder nun darüber abstimmen.
Die Verhandlungen bei den öffentlichen Banken dauern an. Weitere Verhandlungstermine sind laut Verdi für September und Oktober terminiert.
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