Handelsstreit Neue Strafzölle? EU nimmt Halbleiter aus China unter die Lupe

EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte bereits im April angedeutet, dass die EU-Kommission die Chipbranche unter die Lupe nehmen könnte. Quelle: REUTERS

Die EU knöpft sich nach den E-Autos nun wohl auch bestimmte Halbleiter aus China vor und prüft die Wettbewerbspraktiken. Befürchtet wird, dass China den Weltmarkt mit Chips zu Billigpreisen fluten könnte.

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Die Europäische Kommission nimmt sich Insidern zufolge nach Elektroautos nun die Wettbewerbspraktiken bei bestimmten Halbleitern in China vor. Die EU-Kommission habe damit begonnen, bei europäischen Unternehmen Informationen dazu einzuholen, wie sie den Kapazitätsaufbau in China bei Chips älterer Generationen bewerten, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Bis September sollen die Antworten vorliegen. Die EU-Kommission äußerte sich gegenüber Reuters nicht zu dem Thema.

Es handle sich um eine vergleichsweise breit angelegte Untersuchung, sagten die Insider, die nicht genannt werden wollten. Dabei gehe es nicht nur darum, woher Industriebetriebe ihre Chips beziehen, sondern auch um Fragen zu Produkten und Preisen, einschließlich eines Vergleichs mit den Wettbewerbern. Derartige Informationen sind allerdings nicht leicht zu beschaffen. Industriebetriebe, Flugzeugbauer, Autofirmen oder Gesundheitstechnikhersteller könnten zurückhaltend sein bei Angaben, wo sie die Chips kaufen. Diese Frage ist auch deswegen schwer zu beantworten, weil die Halbleiter in mehreren Schritten und in verschiedenen Ländern produziert und zu Prozessoren verarbeitet werden.

Bei den untersuchten Halbleitern geht es um Chips älterer Generationen, die in zahlreichen Geräten zum Einsatz kommen, von Küchengeräten über Autos bis hin zu Industrieanlagen. Chinesische Unternehmen investieren derzeit massiv in den Aufbau eigener Produktionsanlagen, auch als Reaktion auf Restriktionen aus den USA. Dabei profitieren sie von staatlichen Subventionen. Auf diese Weise reduzieren sie kurzfristig ihre Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten. Zugleich schürt das aber Sorgen im Westen, dass Überkapazitäten aufgebaut werden, die dann zu Billigpreisen auf den Weltmarkt geworfen werden könnten.

Billigimporte aus China im Visier

EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte bereits im April bei einem Treffen mit US-Regierungsvertretern angedeutet, dass die EU-Kommission die Chipbranche unter die Lupe nehmen könnte. Erst am Donnerstag hatte sie vorläufige Anti-Dumping-Zölle auf Elektroautos aus China von bis zu 37,6 Prozent inkraft gesetzt. Handelsexperten sehen das als Anzeichen dafür, dass die EU-Kommission stärker gegen Billigimporte aus China vorgeht. Sie verweisen auf einen 712 Seiten dicken Bericht vom April zu chinesischen Subventionen in verschiedenen Branchen.

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In der Chipbranche werden mögliche Restriktionen für chinesische Hersteller unterschiedlich bewertet – abhängig davon, in welchem Teil der Wertschöpfungskette die Unternehmen jeweils tätig sind. So ist für Chipausrüster wie ASML der Aufbau von Fabriken in China ein wichtiger Umsatzbringer, weil sie die nötigen Maschinen liefern. Für Chiphersteller wie Infineon, STMicroelectronics oder NXP aus den Niederlanden ist das Bild gemischt: Einerseits bekommen sie die Konkurrenz durch chinesische Hersteller zu spüren, andererseits verfügen sie über eigene Geschäfte in China.

Lesen Sie auch: Warum der Kanzler die Zölle auf E-Autos nicht verhindern konnte

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