Tagesgeld Trade Republic ändert Zinsgeschäft: Was heißt das für Ihre Geldanlage?

Die App von Trade Republic im App Store. Quelle: imago images

Trade Republic verzinst Kundeneinlagen nur noch mit 3,75 Prozent – dafür müssen Nutzer aber ein neues Girokonto einrichten. Der Neobroker bietet deutlich bessere Konditionen als viele Konkurrenten. Lohnt das jetzt noch?

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Wer weiterhin bei Trade Republic Zinsen erhalten möchte, muss künftig zum Girokonto des Brokers wechseln. Das kündigte das Unternehmen nun an. Zuvor liefen die Transaktionen auf der Broker-App über ein Verrechnungskonto von Drittanbietern. Kunden des Berliner Unternehmens werden nun per Mail dazu aufgefordert, in den folgenden 30 Tagen ihre IBAN zu wechseln. Sollten sie das Trade-Republic-Girokonto nicht aktivieren, werden ihnen auch keine Zinsen mehr gutgeschrieben.

Außerdem dreht der Broker weiter an der Zinsschraube. Zum 12. Juni hat der Neobroker die Zinsen für nicht-investierte Kundeneinlagen bereits um 0,25 Prozentpunkte auf nun 3,75 Prozent gesenkt. Überraschend kommt die Zinssenkung nicht. Hintergrund ist der jüngste Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB). Präsidentin Christine Lagarde hatte Anfang Juni die geldpolitische Wende eingeleitet. Seitdem greift der neue Einlagenzins, den die EZB nun von vier auf 3,75 Prozent reduziert hat. Zu diesem Satz können Banken praktisch über Nacht überschüssiges Geld bei der Zentralbank lagern.

Es ist genau der Zinssatz, den Trade Republic nun seinen Kunden zahlt. Vor wenigen Wochen bestätigte Co-Gründer Christian Hecker gegenüber der WirtschaftsWoche: „Wir geben die Zinsen der EZB eins zu eins an unsere Kunden weiter.“

Broker-App und Girokonto in einem: Demnächst können Kunden von Trade Republic die Plattform als Gehaltskonto nutzen. Außerdem verzinst das Fintech nun Kundeneinlagen unbegrenzt.
von Philipp Frohn

Das bedeutet auch: Wie sich das Zinsniveau bei Trade Republic nun weiterentwickelt, hängt von der Geldpolitik der EZB ab. Entscheiden sich die Währungshüter für weitere Zinsschritte in diesem Jahr, müssen sich auch Kunden bei dem Neobroker auf niedrigere Zinsen einstellen. Zinsanpassungen bekommen Sparer bei Trade Republic sofort zu spüren: Anders als bei den meisten Konkurrenten gibt es keine mehrmonatige Zinsgarantie.

Trade Republic führt im Zinswettrennen noch immer

Wenn man so will, hat Trade Republic vor gut eineinhalb Jahren das große Zinswettrennen überhaupt erst losgetreten. Im Januar 2023 kündigte der Neobroker an, Kundeneinlagen mit zwei Prozent zu verzinsen – deutlich mehr als damals alle anderen Institute offerierten. Die Banken überboten sich im Kampf um Kundeneinlagen anschließend mit immer höheren Zinsen. Im Herbst zog dann Trade Republic noch einmal nach und hob den Zinssatz auf vier Prozent an.

Auch nach der Zinssenkung bietet das Fintech deutlich bessere Konditionen als andere Institute. Formell handelt es sich bei dem Zinsangebot von Trade Republic zwar um kein Tagesgeld. Der Neobroker leitet offiziell nur die Zinsen der Partnerbanken weiter, die die Kundengelder von Trade-Republic-Nutzern verwahren. Am Markt für Spareinlagen liegt das Berliner Start-up aber noch immer mit seinem Zinsangebot weit vorn.

Laut dem Onlineportal „Finanztip“ zahlen die TF Bank (3,8 Prozent) und die Credit Europe Bank (3,75 Prozent) etwas mehr oder immerhin gleich viel für Tagesgeldeinlagen. Allerdings gelten diese Konditionen nur für Neukunden und auch nur befristet für drei beziehungsweise sechs Monate. Nach solchen Aktionszeiträumen gibt es bei den meisten Anbietern nur noch mickrige Zinsen. Im Durchschnitt verzinsen Banken Tagesgeldeinlagen nur mit zwei Prozent, zeigen Daten des Vergleichsportals „Tagesgeldvergleich.net“. Bis vor Kurzem hat Trade Republic Kundeneinlagen nur bis zu einer Obergrenze von 50.000 Euro verzinst. Dieses Limit ist nun weggefallen.

Das Problem: Die Tagesgeldzinsen sinken tendenziell mit dem EZB-Zinsniveau. Wer sich längerfristig hohe Zinsen sichern will, muss auf andere Anlageprodukte setzen. Mit Festgeld beispielsweise können Anleger über mehrere Jahre vom höheren Zinsniveau profitieren. Trade Republic jedoch bietet keine Festgeldoptionen an. Hier müssen Sparer auf andere Institute zurückgreifen – und bekommen derzeit zum Beispiel für zweijähriges Festgeld 3,4 Prozent bei der Cronbank.

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Wer bei Trade Republic nach festverzinslichen Alternativen sucht, kann beispielsweise in Anleihen investieren. Seit vergangenem Jahr können Anleger bei dem Neobroker erstmals Schuldscheine von Staaten und Unternehmen kaufen und sich auch somit für längere Laufzeiten höhere Zinsen sichern. Im Vergleich zu klassischen Anbietern wie etwa der ING oder der Consorsbank ist das Anleiheangebot allerdings begrenzt.

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Hinweis: Dieser Text erschien erstmals am 14. Juni. Wir haben ihn aktualisiert.

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