Neobroker Trade Republic führt Girokonto ein – und verzinst Geld nun ohne Obergrenze

Der Berliner Neobroker Trade Republic führt ein eigenes Girokonto ein. Quelle: dpa

Broker-App und Girokonto in einem: Demnächst können Kunden von Trade Republic die Plattform als Gehaltskonto nutzen. Außerdem verzinst das Fintech nun Kundeneinlagen unbegrenzt.

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Schon bald können Nutzer von Trade Republic über die App Freunden Geld überweisen, ihre Miete zahlen und ihr Gehalt empfangen. Der Berliner Neobroker führt nämlich ein Girokonto ein, wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab. In einem ersten Schritt erhalten Nutzer demnächst eine eigene IBAN von Trade Republic. Schritt für Schritt sollen dann weitere Funktionen freigeschaltet werden. Bis alle Kunden das Girokonto nutzen können, dürften einige Monate vergehen.

Überraschend kommt der Schritt nicht. In Finanzkreisen hatte man schon länger über ein solches Angebot gemunkelt. Spätestens seit Erhalt der Vollbanklizenz Ende vergangenen Jahres herrschte Gewissheit, dass Trade Republic das Brokergeschäft mit klassischen Bankdienstleistungen ergänzen möchte.

Dass es ein Girokonto einführen will, hatte das Unternehmen damals auch bestätigt. Zunächst hatte das Fintech im Januar eine eigene Bezahlkarte auf den Markt gebracht. Bei Zahlungen mit dieser Karte fließt ein Prozent des Transaktionsbetrages in einen ausgewählten Sparplan, gedeckelt bei monatlich 15 Euro.

Das Unternehmen dürfte sich davon erhoffen, Kunden langfristig an die App zu binden. „Ein Girokonto ist für viele das erste eigene Bankprodukt. Hier beginnt in der Regel die Reise zum eigenen Vermögensaufbau“, sagt Christian Hecker, Mitgründer von Trade Republic. Wenn einmal Geld auf dem Konto ist, dürfte die Hemmschwelle, dieses Geld auch in Kapitalmarktprodukten wie Aktien oder ETFs zu investieren, geringer sein. Für die Nutzung des Girokontos fallen keine zusätzlichen Kosten an.

Ist mein Geld bei Trade Republic sicher?

Die Kundengelder sind über die gesetzliche Einlagensicherung der Partnerbanken geschützt. Trade Republic verwahrt diese nämlich nicht selbst, sondern lagert sie auf Konten der Deutschen Bank, HSBC und JP Morgan. Laut Trade Republic wird das Kundengeld je nach Höhe des Guthabens auf mehrere Konten und möglicherweise über Anlagen in den Geldmarkt aufgeteilt.

Bei jedem Bankkonto ist das Vermögen qua gesetzlicher Einlagensicherung bis zu einem Vermögen von je 100.000 Euro geschützt. Am Geldmarkt parken vor allem institutionelle Investoren kurzfristig Cash, meist zu Laufzeiten bis zu einem Jahr. Viele Geldmarktfonds setzen zum Beispiel auf kurzlaufende Staatsanleihen.

Gründer Hecker betont hier die hohe Sicherheit für Anleger: „Einlagen, die im Geldmarkt liegen, werden getrennt verwahrt. Im Sicherungsfall erhalten die Kunden ihre Gelder vollumfänglich zurück.““, sagte er der WirtschaftsWoche. Die Kundengelder sind dort nämlich komplett geschützt – anders als eben bei Bankeinlagen.

Zinsen ohne Obergrenze

Neben der Einführung des Girokontos gab Trade Republic eine weitere Neuheit bekannt: Ab sofort verzinst der Neobroker die Kundeneinlagen ohne Obergrenze. Anfang vergangenen Jahres hatte er mit der Einführung eines Zinsangebots überrascht. Mittlerweile werden nicht-investierte Einlagen mit vier Prozent verzinst.



Bislang galt eine Obergrenze von 50.000 Euro, jeder weitere Euro wurde nicht verzinst. Das ändert sich nun. Formal gesehen handelt es sich bei dem Angebot um kein Tagesgeld. Das Geld liegt bei den Partnerbanken, Trade Republic leitet die Zinsen nur weiter. Verglichen mit den besten Tagesgeldangeboten schneidet die Offerte des Berliner Fintechs aber gut ab. Bestanbieter ist laut Onlineportal Finanztip aktuell die TF Bank mit 3,8 Prozent, allerdings nur für Neukunden und befristet für drei Monate. Die vier Prozent bei Trade Republic gibt es ohne Einschränkungen.

Die Frage ist nur: Wie lange wird es dort noch die hohen Zinsen geben? Das hängt letztlich von der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. Anders als bei vielen Konkurrenten gibt es bei Trade Republic keine mehrmonatige Zinsgarantie, der Smartphonebroker kann den Zinssatz jederzeit ändern. Mitgründer Hecker sagt: „Wir geben die Zinsen der EZB eins zu eins an unsere Kunden weiter.“

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Aktuell liegt der für Banken wichtige Einlagenzins bei vier Prozent. So viel bekommen Banken, wenn sie Geld über Nacht bei der Zentralbank parken. Viele Experten gehen davon aus, dass die EZB diesen am 6. Juni senken wird. Das heißt: Senkt die Zentralbank den Einlagenzins auf beispielsweise 3,75 Prozent, sinkt auch die Verzinsung bei Trade Republic auf dieses Niveau.

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