Das ist passiert
Der Unternehmer Elon Musk hat bei Wagniskapitalgebern sechs Milliarden Dollar für seine Firma xAI eingesammelt. Mit dem Geld will er Medienberichten zufolge einen Supercomputer entwickeln, der wiederum für die nächste Generation seines Chatbots Grok eingesetzt werden soll. An der letzten Finanzierungsrunde beteiligten sich mehrere bekannte Investoren aus dem Silicon Valley sowie ein saudiarabischer Prinz.
Selbst für amerikanische Verhältnisse, wo deutlich mehr Wagniskapital vergeben wird als etwa in Europa, ist das eine üppige Summe. Und so stellt sich die Frage: Wie hat Musk die Investoren überzeugt – und was kann man sich von ihm abschauen? Und zwar nicht nur als Gründer, sondern vielleicht sogar als Teamleiter, der beim Chef ein etwas höheres Budget rausholen will.
Das lässt sich daraus lernen
1. Mache deutlich: Warum ist diese Sache wichtig?
Der Wirtschaftssoziologe Jens Beckert hat die Bedeutung von Narrativen in der Wirtschaft klug herausgearbeitet: Die Entscheidung, in ein Start-up zu investieren, basiert demnach weniger auf Zahlen als auf der Vorstellung, die sich ein Wagniskapitalgeber von der Zukunft macht. Deshalb ist die Geschichte, die ein Gründer erzählt, viel wichtiger als die Prognosen, die er vorlegt.
Wer sich im Netz Präsentationen ansieht, die Elon Musk zu diversen neuen Produkten von Tesla gehalten hat, kann beobachten, wie dieses Storytelling aussehen sollte: Musk preist dabei nämlich nicht einfach nur ein neues Auto oder eine neue Ladestation. Er zeichnet, meist direkt zu Beginn, eine bessere Zukunft. Er verspricht nicht weniger, als einen Beitrag zur Lösung des Klimawandels - oder zumindest des Staus im Feierabendverkehr. So packt er sein Publikum.
„Er schafft es wie kaum ein anderer, einen Bezug zum großen Ganzen herzustellen“, sagt der deutsche Investor Daniel Dippold. Das sei etwas, was sich nicht nur Gründer, sondern übrigens auch Manager von ihm abschauen könnten: Ein Abteilungsleiter, der beispielsweise ein höheres Budget durchboxen will und dazu all die kleinen Dinge aufzählt, die mehr Geld etwa in der Forschungsabteilung möglich machen würde, riskiert, dass der Chef abschaltet. Macht er hingegen deutlich, dass sich das Produkt so etwas grüner machen und besser verkaufen lasse, hat seine Aufmerksamkeit – und im nächsten Schritt womöglich auch sein OK.
2. Geh auf die emotionale Ebene!
Daniel Diepold war noch keine 30, als er sein erstes Start-up verkauft hat. Seit eineinhalb Jahren greift er nun mit seinem Netzwerk EWOR Gründern und Gründerinnen unter die Arme – mit Geld, Kontakten, Ratschlägen. „Die meisten Entscheidungen treffen wir emotional, auch wenn wir sie später rational begründen“, sagt er. Deshalb sei es wichtig, seinen Pitch emotional aufzuladen. Auch das lasse sich bei Musk gut studieren. Gerade weil xAI nicht das erste Unternehmen ist, das der exzentrische Unternehmer groß macht.
Auch Dippold hat sich alte Videos von Elon Musk angesehen – und festgestellt: Früher hat der Unternehmer viel rationaler argumentiert, inzwischen spreche er stärker die Gefühle seines Publikums an – auch in der Diskussion um künstliche Intelligenz. „Er greift die Technologie nicht in einem mathematischen Sinne auf, sondern spricht beispielsweise darüber, welche Jobs sie vernichten wird – und wie wir uns darauf einstellen.“
So wurde Elon Musk zum Multimilliardär
Elon Musk wurde 1971 im Südafrikanischen Pretoria als Sohn seiner kanadischen Mutter Maye Musk und seines südafrikanischen Vaters Errol Musk geboren.
Bereits in seiner Kindheit entwickelte er ein großes Interesse fürs Programmieren, sodass er mit zwölf Jahren sein erstes Computerspiel entwickelte und für 500 Dollar verkaufte.
Kurz vor seinem 18. Geburtstag wandert er nach Kanada aus, um der südafrikanischen Wehrpflicht zu entgehen.
Nach zwei Jahren an der Queens University im kanadischen Kingston wechselt er an die University of Pennsylvania, wo er seinen Bachelor in Physik und Wirtschaft abschließt.
Sein anschließendes Studium an der Stanford University in Kalifornien brach er nach nur zwei Tagen ab und widmete sich seinem ersten Start-up Zip2.
Das Internet-Medienunternehmen Zip2 wurde von Musk, seinem Bruder Kimbal und Greg Kouri gegründet. Sie entwickelten eine Online-Stadtführer-Software, die sie an Zeitungen lizenzierten. 1999 wurde es für 305 Millionen Dollar von Compaq Computer übernommen. Musk erhielt für seine Anteile 22 Millionen Dollar.
Musk startete den Online-Bezahldienst X.com, aus dem später PayPal wurde.
2002 kaufte eBay die Firma für 1,5 Milliarden Dollar. Musk kassierte für seine Anteile knapp 175 Millionen Dollar.
Mit 100 Millionen Dollar aus seinem eigenen Vermögen gründete er das Raumfahrtunternehmen SpaceX.
Mehrere Fehlstarts führten dazu, dass Musk und seinem Unternehmen fast das Geld ausging.
Doch nach dem erfolgreichen Start der Falcon 1 erhielt SpaceX 1,6 Milliarden Dollar für 12 Flüge von der NASA.
In den folgenden Jahren arbeitete das Unternehmen an wiederverwendbaren Raketen. Im Jahr 2020 brachte SpaceX als erstes Privatunternehmen Astronauten zur ISS.
Musk beteiligt sich zuerst als Investor am Elektroautohersteller und wird später Mitgründer und CEO.
Teslas erstes E-Auto war der Tesla Roadster aus dem Jahr 2008.
2012 begann Tesla dann mit der Auslieferung ihrer Model S Limousine.
In den folgenden Jahren stieg Tesla zum wertvollsten Autohersteller der Welt auf.
Durch den stark steigenden Kurs der Teslaaktie vervielfachte sich auch das Vermögen von Großaktionär und CEO Elon Musk.
2006: Musk kofinanzierte das Solar-Start-Up SolarCity seiner beiden Cousins. Der Anbieter für Solaranlagen wurde 2016 von Tesla übernommen.
2015: OpenAI wurde gegründet, um an künstlichen Intelligenzen zu forschen. Musk finanzierte das Projekt zusammen mit anderen Investoren.
2016: Musk gründete Neuralink, welches die Vernetzung des menschlichen Gehirns mit Maschinen vorantreibt.
2016: Das von Musk gegründete Unternehmen The Boring Company hat sich zum Ziel gesetzt, unterirdische "Hyperloop"-Tunnelsysteme zum schnellen Transport zwischen Städten wie New York und Washington zu errichten.
Im Oktober 2022 übernahm Elon Musk den Kurznachrichtendienst Twitter für knapp 44 Milliarden US-Dollar. Infolge seiner Übernahme entließ er einen großen Teil der Belegschaft und baute die in X umbenannte Plattform seitdem nach seinen Vorstellungen um. Seitdem geht es stetig bergab: Die Nutzerzahlen sanken rapide, Werbekunden brachen weg und Musk hat Milliarden an Schulden aufgeladen.
(Stand: März 2024)
Nun muss nicht jeder Manager und nicht jede Managerin gleich eine Bedrohung für die Menschheit heraufbeschwören, um das Team für eine Idee zu gewinnen. Aber auch im Büro gilt: Emotionen fesseln mehr als eine Exceltabelle.
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3. Kenne dein Gegenüber!
Wer mit Elon Musk schon mal zusammengearbeitet hat, berichtet von jemandem, der auch schon mal in technische Details einsteigt. Auf der großen Bühne aber spricht Musk nicht von irgendwelchen neuen Features einer Ladestation, sondern betont, dass ein Schneesturm oder ein sonstiger Stromausfall damit keinerlei Problem für Teslafahrer mehr sind. Mit anderen Worten: Er verspricht, die Alltagssorgen seines Publikums zu lösen. Er stellt sich auf seine Zuhörerschaft ein.
Auch das ist übrigens etwas, was viel zu wenige Leute im Büro beachten, wenn es gilt, andere von ihrer Sache zu überzeugen. „Ich muss verstehen, was den anderen bewegt“, betont Dippold, der Gründer immer wieder an die feinen Unterschiede erinnert, die es beim Pitch zu beachten gilt. Er verweist auf Untersuchungen, wonach es einem Angel Investor etwa viel stärker um die richtige Idee gehe, einem Risikokapitalgeber hingegen darum, dass der Markt für ein bestimmtes Produkt groß genug ist. Letzterer setze schließlich darauf, dass mindestens eine Idee aus dem Portfolio so groß werde, dass er wiederum geliehenes Geld an seine Investoren zurückzahlen kann. Idealerweise mit einem dicken Plus.
Auf diese unterschiedlichen Ansprüche müssen sich pitchende Gründer also einstellen. Und auch die Abteilungsleiterin muss es, die eine Aufstockung ihres Personals erreichen will. Ebenso wie der Manager, der sein Team für ein zusätzliches Projekt begeistern will. Sie alle müssen sich die Frage stellen: Was springt für mein Gegenüber dabei raus?
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