Quelle: dpa Picture-Alliance

Börsenwoche 460: Editorial Flüssiges Gold – die zwei komischsten Aktien der Welt

Mit Energydrinks zur besten Aktie der letzten drei Jahrzehnte. An Chinas Börse ist hingegen Hirseschnaps hunderte Milliarden wert. Von solchen Kuriositäten kann man sogar Anlagetricks lernen. Ein Kommentar.

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Haben Sie schon einmal einen Energydrink des amerikanischen Getränkeherstellers Monster Beverage probiert? Der Wiedererkennungswert ist hoch: Die schwarzen Dosen tragen ein giftgrünes „M“, das an Kratzspuren eines Untiers erinnern soll. Der Getränkehersteller hat Sorten wie Ripper, Pipeline Punch und Bad Apple im Angebot. Klingt nach einem nischigen Vergnügen für Heavy-Metal-Fans, ist aber viel mehr: Denn an der Börse feiert das Unternehmen einen phänomenalen Erfolg.

In den letzten dreißig Jahren war in den USA keine einzige Aktie so erfolgreich wie Monster Beverage. Der amerikanische Wirtschaftsnachrichtensender CNBC berechnete über diesen Zeitraum eine Rendite von grob 200.000 Prozent für Monster-Beverage-Aktionäre. Selbst Apple kann dagegen einpacken. Monster Beverage ist an der Börse aktuell 55 Milliarden Dollar wert, fast so viel wie BMW.

Der Erfolg ist nicht mal durch ein buntes Getränkesortiment entstanden. Im Gegenteil: Monster Beverage bleibt fokussiert auf Energydrinks. Das Unternehmen profitiert außerdem von einem genialen Schachzug aus dem Jahr. 2015. Damals ging es eine strategische Zusammenarbeit mit Coca-Cola ein. Der etablierte Getränkeriese kümmert sich seitdem um den Vertrieb von Monster Energy. Der Energydrink-Hersteller bekam dadurch ein schlankes Geschäftsmodell und kann sich auf seine Marken konzentrieren.

Apropos Marken: Im Westen unbekannt, aber in China eine Institution ist Kweichow Moutai. Der Branntweinhersteller verdient sein Geld mit einem gleichnamigen, 53-prozentigen Hirseschnaps. Das Getränk wird im Reich der Mitte gerne auf Banketten serviert.

Henry Kissinger, der als US-Außenminister die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und China normalisierte, sagte angeblich einmal: „Ich denke, wenn wir genug Moutai trinken, können wir alles lösen.“ Das Angebot ist begrenzt, die Nachfrage hoch. Eine fünfzig Jahre alte Kiste mit 24 Flaschen wurde 2021 in London für eine Million Pfund versteigert.



Das Unternehmen verdient prächtig, mit einer Nettomarge von über 50 Prozent. Die Börse ist begeistert: Obwohl der chinesische Aktienmarkt aktuell eine Schwächephase durchlebt, wird Kweichow Moutai mit über 270 Milliarden Euro bewertet. Vor drei Jahren war das Unternehmen zeitweise sogar über 400 Milliarden Euro wert. Das ist eine unglaubliche Größenordnung. Der Softwareriese SAP, das mit Abstand wertvollste deutsche Unternehmen, bringt aktuell knapp über 200 Milliarden Euro auf die Börsenwaage.

Klingt kurios, doch als Anleger kann man an dem Beispiel viel lernen. Der Freund von guten Renditen ist oft eine starke Marke und überschaubarer Bedarf an Kapital. Getränkehersteller bieten interessante Chancen am Aktienmarkt. Das ist eine erfrischende Feststellung in Zeiten, in denen vor allem Technologiewerte Aufmerksamkeit bekommen.

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