Trotz ihres frühen Ausscheidens haben die Schotten bei der Fußball-Europameisterschaft einen Titel errungen. Zumindest die Fans der Mannschaft: Sie sind gemeinsam mit denen des Teams aus England die Spitzenreiter im Roaming im Mobilfunk.
Das geht aus einer Analyse des Netzbetreibers O2 Telefónica für die zehn EM-Gastgeberstädte hervor, die WELT AM SONNTAG exklusiv vorliegt. Demnach waren die beiden Fangruppen bislang die intensivsten Nutzer mobiler Daten.
Die Ergebnisse der Untersuchung beziehen sich dabei auf das O2-Netz. Viele Fans aus dem Vereinigten Königreich profitieren trotz des Brexits noch von einer EU-Initiative, mit der sich im EU-Ausland zu den Konditionen surfen und telefonieren lässt, die im eigenen Land gelten.
Die Analyse zeigt auch, dass britische Fans sogar die deutschen in Sachen Datenverbrauch überflügeln. Das Schottland-Ungarn-Spiel in Stuttgart verzeichnete mit 2600 Gigabyte Datenverbrauch im Stadion einen um 50 Prozent höheren Datenverbrauch als das Deutschland-Ungarn-Match mit 1750 Gigabyte.
In Frankfurt zeigte sich ein ähnliches Bild: Beim England-Dänemark-Spiel wurden 1200 GB verbraucht, beim Deutschland-Schweiz-Spiel nur 930 GB. Telefónica gibt für die Trends mehrere Erklärungen: Zum einen habe sich eine große Anzahl an englischen und schottischen Fans in Deutschland aufgehalten.
Während die Fans aus den Nachbarländern wie Frankreich, Belgien, Niederlande und Österreich in der Regel am selben Tag erst zum Spiel anreisten, verweilten Engländer und Schotten länger in Deutschland – und roamten damit rund um die Uhr.
Zum anderen scheinen die Fans einen großzügigeren Umgang mit mobilen Daten zu pflegen, begünstigt durch vorteilhafte Roaming-Konditionen oder die Bereitschaft, höhere Gebühren zu akzeptieren. Auf dem zweiten Platz der Roaming-Europameister folgen die polnischen Fans, das Publikum aus Österreich belegt den dritten Platz.
Danach kommen Frankreich und Spanien. Fans aus Nicht-EU-Ländern wie Georgien, Albanien und der Ukraine bilden das Schlusslicht. Für Mobilfunknutzer aus Georgien und Albanien gelten die Roaming-Abkommen der EU nicht. Fans aus der Ukraine profitieren von einem gesonderten Abkommen, sodass keine zusätzlichen Kosten für das Roaming anfallen.
Unter den Austragungsorten erweist sich Berlin als größter Roaming-Hotspot der Fußball-EM, es folgen München, Frankfurt und Köln. Gelsenkirchen und Dortmund verzeichnen die geringste Roaming-Aktivität. Insgesamt beobachtet O2 eine deutlich gesteigerte Roaming-Nutzung in seinem Netz während der EM-Zeit.