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Webwelt & Technik Magine und Zattoo

Das ist das Fernsehen für die Generation „Cord-Cutter“

Medienredakteur
Magine TV bietet nur 28 Sender kostenlos an, will dafür aber mit anderen Annehmlichkeiten bei den Nutzern punkten Magine TV bietet nur 28 Sender kostenlos an, will dafür aber mit anderen Annehmlichkeiten bei den Nutzern punkten
Magine TV bietet nur 28 Sender kostenlos an, will dafür aber mit anderen Annehmlichkeiten bei den Nutzern punkten
Quelle: pa/obs/Magine TV
Wer Fernsehen will, braucht kein TV-Gerät mehr. Live-TV-Apps wie Zattoo oder Magine bringen alle wichtigen Fernsehprogramme ins Internet. So finden Sie heraus, ob die Angebote für Sie geeignet sind.

Das Fernsehen hat in den vergangenen Jahren einige Revolutionen durchleben müssen. Die Technologie hinter dem Schirm wie die Verbreitung der Sendungen haben sich mit Flachbildschirmen und smarten Fernsehern grundlegend verändert. Nun ruft ein Start-up eine weitere Revolution aus. Magine TV, ein schwedisches Unternehmen, das Fernsehen live im Internet zeigt, will mit einem neuen, günstigen Angebot für Furore sorgen. Doch Magine ist längst nicht der einzige Anbieter von Live-Fernsehen. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ist Live-TV überhaupt?

Anbieter von Live-TV zeigen das Fernsehprogramm, das zur selben Sekunde auch beispielsweise via Kabel oder Satellit übertragen wird. Die Fernsehsender stellen den Onlineplattformen ihre Signale zur Verfügung. Das Programm wird dann „gestreamed“. Diese Angebote gehören zur Kategorie des „Over the top“-Fernsehens. Damit ist gemeint, dass die Programme über das Internet auf verschiedenen Endgeräten zu empfangen sind, vorbei an zwischengeschalteten Anbietern und ihren Set-Top-Boxen.

Wozu soll das gut sein?

Beispielsweise, wenn der Partner seine Lieblingssendung schaut, Sie aber zur gleichen Zeit ein anderes Programm sehen wollen. Wenn Sie unterwegs sind, ausreichend Bandbreite und Datenvolumen haben und auf Ihrem Handy oder Tablet fernsehen möchten. Noch besser: Sie haben Zugriff auf ein WLAN. Oder: Sie haben zu Hause überhaupt keinen klassischen Fernsehapparat mehr. Dann sind Sie ein sogenannter „Cord-Cutter“ – Sie haben das Kabel zur Glotze abgeschnitten oder gar niemals eines angeschlossen.

Wie viele solcher „Cord-Cutter“ gibt es denn überhaupt?

„Ultra-HD ist die Zukunft des Fernsehens“

Auf der Ifa stellt sich der Vorstandsvorsitzende der TV-Plattformen, Wolfgang Elsäßer, den Fragen von „Welt“-Redakteur Thomas Heuzeroth. Es geht um Sinn und Unsinn der neuen TV-Technologien.

Quelle: Die Welt

Ambuj Goyal, der Chef von Magine TV, spricht von 38 Prozent der Nutzer seines Angebotes, die keinen herkömmlichen Fernseher im Wohnzimmer oder irgendwo anders haben. Vor allem jüngeren Menschen unter 30 wird nachgesagt, sie schauten nur noch selten klassisches Fernsehen.

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Bei einzelnen Sendungen und Sendern lässt sich das zumindest so pauschal nicht sagen. Und auch die Erhebungen des Statistischen Bundesamtes legen nahe, dass zumindest die überwiegende Mehrheit der Haushalte in Deutschland, rund 95 Prozent, noch über mindestens einen Fernseher verfügen.

Welche Anbieter von Live-TV gibt es?

Die führenden Plattformen für Live-TV sind hierzulande Zattoo und Magine TV. Seit dem vergangenen Jahr bietet auch die Programmzeitschrift „TV Spielfilm“ eine Plattform an, über die Fernsehen zu empfangen ist.

Das Dresdner Unternehmen Couchfunk bietet unter der leicht zu merkenden Adresse tv.de ebenfalls ein vergleichbares Bouquet von Sendern. Mobilfunk-Provider wie Vodafone und die Telekom haben eigene Angebote, die aber vor allem für ihre eigenen Kunden konzipiert sind. Wie viele zahlende Nutzer die Angebote haben, verrät keines der Unternehmen.

Was können die und was kostet es?

Die Unterschiede der Angebote sind am Ende nicht riesig, im Detail dann aber doch vorhanden. Alle Plattformen sind auf sehr vielen Endgeräten verfügbar, von Smartphones und Tablets über Spielekonsolen wie der XBox bis zu smarten Fernsehern, auch via Amazon Fire und Apple TV. Die Mehrzahl der Nutzer greift bisher über ihren Browser am Computer zu, dann folgen mobile Endgeräte.

Online-Nerds machen das Fernsehen von Morgen

Sie haben dem TV den Rücken gekehrt, um online neue Wege zu gehen. Seit 2015 ist der Hamburger Online-Sender „Rocketbeans.TV“ 24/7 auf Sendung. Und erfindet das Fernsehen im Netz neu.

Quelle: Die Welt

Die öffentlich-rechtlichen Sender sind in der Regel bei allen Anbietern inbegriffen. Privatsender wie RTL und ProSieben gibt es nur gegen Bezahlung. Es wird letztlich darauf ankommen, welche Marke sich durch Funktionalität und Attraktivität hervortut – die verfügbaren Sender sind in der Regel die gleichen.

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Zattoo nennt sich „führender Internet-TV-Anbieter in Europa“, gegründet wurde die Firma 2006 in der Schweiz. Offiziell gibt man die Zahl von „bis zu“ zwei Millionen aktiven Nutzern im Monat an. Zattoo hat die größte Zahl kostenlos verfügbarer Sender vorzuweisen, es sind zurzeit 79. Neben den öffentlich-rechtlichen Sendern etwa N24, Sport1 und Comedy Central.

Für 9,99 Euro im Monat oder 99,99 Euro im Jahr gibt es 32 Sender in HD-Qualität, darunter zwölf Privatsender. Während das kostenlose Angebot mit Werbung auf der Plattform finanziert wird, gibt es im Bezahlangebot keine Werbung. Außer natürlich der Werbung, die im Fernsehprogramm selbst läuft – die wird nicht herausgefiltert. Ein weiteres Paket hat 14 Bezahlsender, darunter das Deutsche Musikfernsehen und ProSieben Fun.

„TV Spielfilm“ bietet seit dem vergangenen Jahr 50 Sender kostenlos an. Ein Premium-Paket mit über 70 Sendern kostet 9,99 Euro im Monat. Auch hier wird keine zusätzliche Werbung geschaltet. Ein „Lifestyle“-Paket mit Sendern wie auto motor sport und Bon Gusto kostet 2,99 Euro im Monat. Couchfunk bietet rund 20 Sender kostenlos und ein Pro-Paket, das allerdings zum günstigeren Preis von 6,99 Euro im Monat. In der kostenlosen Version wird Werbung beim Ein- und Umschalten gezeigt.

Ruft (mal wieder) eine Revolution aus: Ambuj Goyal, der CEO von Magine TV
Ruft (mal wieder) eine Revolution aus: Ambuj Goyal, der CEO von Magine TV
Quelle: Magine TV

Magine TV bietet nur 28 Sender kostenlos an, will dafür aber mit anderen Annehmlichkeiten punkten. So gibt es im kostenlosen Bouquet keine Werbung. Bei Sendern, bei denen das 2013 in Schweden gegründete Unternehmen die entsprechenden Rechte hat, kann ein Nutzer Sendungen zeitversetzt schauen und diese über einen Zeitraum von sieben Tagen abrufen (Catch-up). Das Basispaket kostet derzeit 4,99 Euro im Monat, dazu gehören auch Privatsender in HD-Qualität. Für 11,19 Euro gibt es das komplette Paket, auch mit Pay-TV-Sendern wie Universal Channel, TNT Film, MTV und Bloomberg.

Als „Revolution“ preist der Magine-Chef Ambuj Goyal ein neues Angebot an. Die Firma ermöglicht es Kunden, Senderpakete zu buchen, die beispielsweise Unterhaltung für Kinder oder Kinofilme und TV-Serien bieten. Diese Themenpakete waren bisher nur als Zusatzoption verfügbar, wenn man bereits Abonnent eines Basispaketes war. Nun gibt es die Angebote für jeweils 2,99 Euro im Monat. „Der leichte Zugang zu diesen Sendern revolutioniert unser Geschäft“, sagt Goyal. Wie Zattoo hat Magine in Deutschland laut eigenen Angaben zwei Millionen Nutzer im Monat.

Und wie revolutionär ist das wirklich?

Für die TV-Industrie ist das Angebot durchaus beachtlich, denn tatsächlich sind immer noch viele Pakete, die Nutzern angeboten werden, an den Kauf von Basispaketen gebunden. Doch das Prinzip könnte sich schon bald überholt haben – die Entbündelung von teuren Angeboten mit langen Laufzeiten hat begonnen. Damit will man vor allem Gelegenheitszuschauer gewinnen, die sich für bestimmte Genres interessieren.

Die erreicht man mit möglichst niedrigschwelligen Angeboten. Für die Zuschauer selbst dürften solche neuen Offerten nicht revolutionär wirken – sie erwarten diese Flexibilität geradezu. Welche Regeln und Gepflogenheiten in der TV-Branche herrschen und warum es bisher schwierig war, solche Pakete zu schnüren, sind ihnen mutmaßlich egal.

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Der problemlose Zugang zu Inhalten ist für sie eine Selbstverständlichkeit. Wenn das gegeben ist, werden die Menschen mehr Fernsehen schauen, prophezeit Ambuj Goyal. Wie Zattoo ist Magine darauf aus, Live-TV möglichst schnell in möglichst viele Länder zu bringen.

Ist nicht Netflix und Co. die eigentliche Revolution?

Das stimmt, wenn man mal ganz ehrlich ist. Live-TV ist eine schöne Ergänzung für Menschen, die in Ermangelung eines Fernsehers in der Nähe etwas schauen wollen, oder einfach auch mal reinzappen. Für diejenigen, die kein Gerät haben, sind die Plattformen schon verlockender.

Aber alles, was man an Video on Demand (VoD) schätzt, auch das Hintereinanderschauen brandneuer Serien, gibt es nicht. Aber das linear ausgestrahlte Fernsehen macht zwar einen tendenziell sinkenden, aber nach wie vor hohen Anteil des gesamten Bewegtbildkonsums in Deutschland aus.

Wie groß ist der Datenverbrauch?

Grundsätzlich ist zu bedenken, dass die Plattformen bei der Nutzung über das Mobilfunknetz sowohl eine hohe Bandbreite benötigen wie auch ein großes Datenvolumen. Vor allem, wenn Sender in HD-Qualität geschaut werden. Dann ist eine Geschwindigkeit von mindestens drei Megabit pro Sekunde nötig, um ruckelfrei zu streamen. Ein Datenvolumen von mindestens 500 Megabyte wird empfohlen, wenn man gelegentlich unterwegs fernsehen will.

Warum machen die Sender da eigentlich mit?

Die Sender einigen sich mit den Anbietern, weil sie ihnen kein Geschäft wegnehmen. Sondern im Gegenteil sowohl mehr Reichweite wie mehr Umsatz einbringen. Die Fragmentierung des Medienkonsums wird also von ihnen aktiv vorangetrieben.

Natürlich bieten die Sendergruppen auch eigene Plattformen an, auf denen sie ihr Programm live streamen. In der Bündelung mit anderen Sendern können sie das nicht bieten, dürften es aus kartellrechtlichen Gründen auch nicht. Die Mehrheit der Nutzer von „Live TV“ nutzt das Angebot ergänzend.

Ist die Nutzung von Live-TV an einen Standort gebunden?

Ja. Die Anbieter erwerben in der Regel nur das Recht, den TV-Stream für Nutzer innerhalb von Deutschland zu übernehmen. Urlaubt ein Nutzer beispielsweise in Frankreich, wird er von dort nicht via Live-TV fernsehen dürfen, denn es greift das sogenannte Geoblocking.

Was ist mit dem Rundfunkbeitrag beim kostenlosen Live-TV?

Nutzer müssen ihn trotzdem zahlen. In der alten Gebührenwelt musste nicht bezahlt werden, wenn man angab, über keinen Fernseher oder Radio zu verfügen. Mit der Haushaltsabgabe, die seit 2013 gilt, hat sich das geändert, weil es inzwischen möglich ist, über viele Geräte die öffentlich-rechtlichen Sender zu schauen.

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