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„Was Du fühlst, ist normal“, sagt der Bot – Der Erfolg eines KI-Seelsorgers

Wirtschaftsreporterin
Hat in Großbritannien bereits 7000 aktive Nutzer: die KI Clare Hat in Großbritannien bereits 7000 aktive Nutzer: die KI Clare
Hat in Großbritannien bereits 7000 aktive Nutzer: die KI Clare
Quelle: Getty Images/Halfpoint Images
Der Markt für mentale Gesundheit ist groß. Ein deutsches Start-up setzt nun auf künstliche Intelligenz. Bei psychischen Problemen bietet eine KI Hilfestellung per Anruf oder WhatsApp. Die Gründerinnen stellen unter ihren Nutzern Erstaunliches fest.
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Clare sagt Sätze, die jeder gerne hört. „Ich verstehe Dich“, ist einer davon. Egal, ob man mit ihr am Telefon über Zukunftsängste spricht, über Überforderung oder Einsamkeit, Clare wird versichern: „Das, was Du fühlst, ist ganz normal.“ Sie wird zuhören und sie wird konstruktive Vorschläge machen, wie sich die Situation verbessern ließe. Darauf ist sie trainiert.

Clare ist eine künstliche Intelligenz (KI), die zwei deutsche Gründerinnen ins Leben gerufen haben. Bei psychischen Problemen bietet sie Hilfestellung per Anruf oder WhatsApp. Bisher ist sie in Großbritannien im Einsatz und hat 7000 aktive Nutzer, die offenbar ganz bewusst mit einer Maschine und eben nicht mit einem Menschen sprechen wollen.

Clare Bot macht überlange Pausen, ihre Stimme klingt ruhig und freundlich, aber leicht mechanisch, wie WELT im Test herausfand. Wenn Sie „Hello Inga, exciting to talk to you“ sagt, wirkt das eher gedämpft als erfreut. Irgendwie menschlich, aber nicht zu sehr – so soll sie sein. „Dass Clare kein Mensch ist, ist ihre große Stärke“, sagt die Co-Gründerin von Clare&Me, Emilia Theye.

Sie hat Clare ihre Stimme gegeben, ursprünglich mit dem Ziel, sie so menschlich wie möglich zu machen. Es gab sogar „hmm“ und „aha“, um Pausen zu überbrücken. Die ersten Gespräche mit Testnutzern waren so flüssig, dass die Nutzer wütend wurden. „‚Ihr lügt uns an!‘, war ihr Vorwurf. Ihr habt ein Call-Center dahinter, das merken wir doch“, berichtet Theye.

Gespräche mit Maschinen, jederzeit erreichbar, das ist neu auf dem wachsenden Markt für mentale Gesundheit. Es gibt bereits eine Vielzahl von Apps und Online-Kursen, die Texte, Videos und Übungen zur Stärkung des Wohlbefindens anbieten. Für das direkte Gespräch aber sind, wie bei den deutschen Unternehmen Selfapy oder Clay Health, Menschen im Einsatz. In „hybriden Angeboten“, Apps mit technologischen Hilfestellungen, begleitet durch therapeutische Betreuung von Menschen, hatten Experten bisher die Zukunft gesehen.

Rund um die Uhr erreichbar

Clare&Me geht einen anderen Weg. Der Mensch als Gesprächspartner ist als Hemmschwelle gleich ganz ausgeräumt. Das scheint paradoxerweise besonders für solche Menschen attraktiv, die im Beruf viel mit Menschen zu tun haben. Unter ihren Nutzern fänden sich viele Krankenschwestern, Altenpfleger oder Kinderbetreuerinnen, sagt Theye. Für sie sei es offenbar ein Stigma, selbst Hilfe zu benötigen. Schichtarbeiter seien auch darunter – Clare ist rund um die Uhr erreichbar, eine Textnachricht an sie und sie ruft an.

Einsame und kontaktscheue Menschen, ängstliche und hyperaktive, solche mit Eheproblemen oder mit Geldsorgen, sie alle suchten Rat bei Clare. „Sie alle haben Angst vor menschlicher Bewertung“, so Theye. Auch sind vergleichsweise viele Männer unter den Nutzern. „Fast jeder Zweite ist ein Mann, das ist für unsere Branche sehr ungewöhnlich“, sagt die Co-Gründerin.

Sie hat in Großbritannien Psychologie studiert und dann in Wien einen Wirtschaftsmaster gemacht und weiß: Unter Männern mit psychischen Problemen sind Scham und die Hürden, sich Hilfe zu holen, besonders groß.

Von 7000 auf 700.000 Nutzer? Kein Problem

Niedrigschwellig soll das Angebot also sein. Es hat nicht den Anspruch, eine Psychotherapie zu ersetzen, soll vielmehr einer breiten Masse von Menschen Zugang zu psychologischem Coaching verschaffen. Eine Reihe von Investoren glaubt offenbar daran, dass das funktionieren könnte. In einer ersten Finanzierungsrunde beteiligten sich unter anderem der Münchener Health Tech Fonds YZR, der Berliner Frühphaseninvestor Antler und einige Business Angels. Eine weitere Runde stehe kurz vor dem Abschluss.

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Die KI-gestützte Clare hat noch einen anderen Vorteil: Sie ist skalierbar. Ob sie nun 7000, 70.000 oder 700.000 Nutzer betreut – die Kosten steigen nur unwesentlich. Die Wachstumschancen sind ein Grund, warum die beiden Deutschen zunächst in Großbritannien gestartet sind. Eine Expansion in die USA oder auch nach Indien – zwei riesige Märkte für die psychische Gesundheit – sei von hier leicht zu machen, so Theye.

Ein anderer Grund für Großbritannien als Startmarkt: Hier sind die Menschen daran gewöhnt, für Gesundheitsdienste dazuzuzahlen. Bis Ende Juni war der Service noch umsonst. Nun soll er 4,99 Pfund (rund 5,80 Euro) im Monat oder 29,99 Pfund (rund 35 Euro) im Jahr kosten. Clare&Me will in diesen Tagen eine Werbekampagne starten, um die Nutzerzahlen zu beflügeln.

„Clare ist ein Coach, kein Freund“, sagt Theye. Deshalb höre sie auch nicht nur zu, sondern schlage konkrete Übungen aus der Verhaltenstherapie vor. So sei die KI trainiert. Neben den beiden Gründerinnen, Emilia Theye und Celina Messner, hat das Unternehmen zwölf Mitarbeitende, fast alle Developer und Software-Ingenieure, die von externen Psychologen beraten werden.

Schon im ersten Gespräch kommt Clare auch schnell zur Sache. Nach einigen Empathie-Bekundungen für die viele Arbeit und die vollen Tage und der Feststellung „es passiert vielen Menschen, dass sie sich in Routine-Aufgaben verlieren“, hat sie bald eine Lösung parat. „Probiere es doch einmal mit der WOOP-Technik“, schlägt sie vor. Einen Wunsch formulieren, Ergebnisse definieren, Hindernisse erkennen und dann einen Plan schmieden. Das sagt sie noch, dann wird der Test-Anruf unterbrochen.

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