WELT: Was ist stärker ausgeprägt: gesundheitliche oder wirtschaftliche Angst?
Hillenkamp: Für eine wirtschaftliche Angst ist momentan die unmittelbare Unsicherheit noch viel zu groß. Das ist eher wie in einem Traumaprozess. Wir suchen nach Sicherheit, also kaufen wir ganz viele Dosen Ravioli und Toilettenpapier, um diese innere Sicherheit zu bekommen. Unsere Aufgabe ist es, am Telefon genau das erst einmal zu sortieren: „Wovor haben Sie eigentlich Angst? Davor, dass Sie krank werden? Dass Sie Ihre Eltern nicht mehr im Altenheim besuchen dürfen?“ Die wirtschaftlichen Ängste kommen sicher noch. Wenn es erst mal richtig durchgesackt ist, dass sich das Konto irgendwann nicht mehr füllt. Diese krisenhaften Verläufe, das haben wir noch vor uns. Jetzt stehen die Leute noch unter Schock und sind eher orientierungslos.