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Baltimore

Gouverneur ruft nach Brückeneinsturz Notstand aus – Suche nach sechs Vermissten dauert an

Veröffentlicht am 26.03.2024Lesedauer: 4 Minuten

In Baltimore hat ein Containerschiff eine Brücke gerammt und diese zum Einsturz gebracht. Mehrere Autos stürzten ins Wasser. Zwei Personen konnten bislang gerettet werden. Dass weitere Überlebende gefunden werden, sei nicht anzunehmen, berichtet USA-Korrespondent Michael Wüllenweber.

Schweres Unglück in den USA: Ein Containerschiff ist gegen eine der Hauptverkehrsbrücken in Baltimore gefahren und hat das Bauwerk zum Einsturz gebracht. Autos fielen ins Wasser, die immer schwierigere Suche nach den Vermissten dauert an. Der Bürgermeister spricht von einer „unfassbaren Tragödie“.

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Nach dem Brückeneinsturz in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland werden weiterhin sechs Menschen vermisst. Das teilte der Verkehrsminister des Bundesstaats, Paul Wiedefeld, auf einer Pressekonferenz mit. Zwei Menschen seien bislang gerettet worden, von denen eine Person sich im Krankenhaus befände.

Man gehe davon aus, dass es sich bei den Opfern um Bauarbeiter handele, teilte Verkehrsminister Wiedefeld mit. Nach den Vermissten werde aktiv gesucht. Die Bauarbeiter auf der Brücke hatten demzufolge Schlaglöcher repariert, es habe sich nicht um Bauarbeiten an der Struktur der Brücke gehandelt. Ingenieure seien vor Ort, um den Zustand der Brücke und das Trümmerfeld näher zu untersuchen.

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Neben Hilfe aus der Luft und vom Wasser aus wurde für die Rettungsaktion nach Angaben der Behörden auch Infrarot- und Sonar-Technologie eingesetzt. Auf diese Weise seien fünf Fahrzeuge unter Wasser identifiziert worden, darunter drei Autos und ein Betonmischer. Ob sich in den Fahrzeugen Menschen befanden, teilten die Behörden zunächst nicht mit.

Die niedrigen Temperaturen böten Grund zu großer Sorge, nicht nur in Bezug auf die Verunglückten, sagte Feuerwehrsprecher Kevin Cartwright dem Nachrichtensender CNN. Die Außentemperatur fühle sich wie minus ein Grad Celsius oder weniger an, die Wassertemperatur betrage neun Grad Celsius, erklärte Cartwright. „Das kann eine Sorge und ein Risiko für unsere Taucher darstellen.“

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Schreckliche Bilder „wie aus einem Action-Film“

US-Präsident Joe Biden wurde über den Einsturz der Brücke informiert. Der 81-Jährige sprach von einem „schrecklichen Unfall“ und sicherte zu, den wichtigen Hafen an der US-Ostküste so bald wie möglich wieder in Betrieb zu bekommen. Die Brücke werde so schnell wie möglich wiederhergestellt, dies werde aber etwas Zeit brauchen, sagte Biden.

Marylands Gouverneur Wes Moore rief den Notstand aus. Ihm zufolge gebe es keine Hinweise auf einen terroristischen Anschlag. Man gehe von einem Unfall aus, die Besatzung habe kurz vor dem Zusammenstoß über ein Stromproblem geklagt und ein Notsignal abgesetzt, sagte Moore. So seien Menschenleben gerettet worden, da die Behörden einen Teil des Straßenverkehrs über die Brücke stoppten. „Diese Leute sind Helden. Sie haben letzte Nacht Leben gerettet“, so Moore.

In der Nacht zum Dienstag hatte das Frachtschiff einen Pfeiler der vierspurigen Francis Scott Key Bridge gerammt und die Brücke damit weitgehend zum Einsturz gebracht. Das Schiff fing Feuer und dichter, schwarzer Rauch stieg auf. Baltimores Bürgermeister Brandon Scott sprach von einer „unfassbaren Tragödie“ und schrecklichen Bildern „wie aus einem Action-Film“.

Die ersten Notrufe waren gegen 1.30 Uhr (Ortszeit) eingegangen. Mehrere Fahrzeuge sollen sich zu dem Zeitpunkt auf der Brücke befunden haben, darunter eines in der Größe eines Sattelschleppers.

Besatzung der „Dali“ wohlauf

Die Besatzung des Schiffes ist indes nach Angaben der Eigentümer wohlauf. Es gebe keine Verletzten auf dem Schiff, hieß es in einer Mitteilung, die der „New York Times“ vorlag. Die Eigentümer bestätigten demnach den Vorfall.

Wie mehrere US-Medien unter Berufung auf die Küstenwache berichteten, handelt es sich bei der „Dali“ um ein Containerschiff, das unter der Flagge Singapurs von Baltimore aus nach Sri Lanka fahren sollte. Das Schiff sei etwa 290 Meter lang. Auf dem Portal Marinetraffic hieß es, die „Dali“ habe den Hafen von Baltimore um 1 Uhr (Ortszeit) verlassen.

Die Francis Scott Key Bridge wurde 1977 eröffnet und hatte eine Länge von über 2,7 Kilometern
Die Francis Scott Key Bridge wurde 1977 eröffnet und hatte eine Länge von über 2,7 KilometernQuelle: AFP/MARK WILSON

Videoaufnahmen in Onlinediensten zeigten den Einsturz der beleuchteten Brücke in den Patapsco-Fluss. Erst stürzte der gerammte Brückenpfeiler ein, dann verzog sich in einer Wellenbewegung die gesamte Stahlkonstruktion und stürzte abschnittsweise in den Fluss. Mit dem Sonnenaufgang wurde das Ausmaß des Kollapses erst richtig deutlich. Die Bogenstreben der Brücke ragten gerippeartig aus dem Wasser. Eine CBS-Reporterin vor Ort berichtete sichtlich geschockt, die Brücke sei „im Prinzip komplett verschwunden“.

Die Francis-Scott-Key-Brücke führte als Teil der Autobahn Interstate 695 südwestlich des Stadtzentrums von Baltimore über den Patapsco-Fluss. Sie wurde 1977 in der Industrie- und Hafenstadt an der US-Ostküste eröffnet und wird jedes Jahr von mehr als elf Millionen Fahrzeugen genutzt. Der Hafen von Baltimore, der größten Stadt im US-Staat Maryland, und der Patapsco River gelten als wichtige Drehscheibe für den Schiffsverkehr an der Ostküste.

AP/AFP/dpa/sos/tvd