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Propalästinensische Proteste

Lehrer verteidigen Absage der Abifeier an Berliner Gymnasium

Veröffentlicht am 24.06.2024Lesedauer: 2 Minuten
Viele Schüler sollen zur Abifeier einen Protest gegen die Situation der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen geplant haben
Viele Schüler sollen zur Abifeier einen Protest gegen die Situation der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen geplant habenQuelle: picture alliance/dpa/Monika Skolimowska

Die Abiturfeier ist ein besonderer Moment für Lehrer und Schüler. Am Berliner Gymnasium Tiergarten wird sie dieses Jahr aus Angst vor propalästinensischen Protesten ausfallen. In einem offenen Brief an die Schulgemeinschaft verteidigen die Lehrer ihre Entscheidung.

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Aus Angst vor propalästinensischen Protesten hat das Gymnasium Tiergarten in Berlin vergangene Woche die Abiturfeier abgesagt. In einem offenen Brief an die Schulgemeinschaft wird dieser Schritt als „hart“ bezeichnet, denn: Die Schüler „feierlich mit dem Abiturzeugnis zu entlassen, ist auch für uns immer wieder ein bewegender und sehr besonderer Moment“.

Und doch sahen die Lehrer keinen anderen Ausweg. Sie haben das Schriftstück bereits am 19. Juni auf einer Gesamtkonferenz verabschiedet, online war es wenige Tage später zu lesen.

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Der Abiturjahrgang soll nach Aussage der Schule ohne vorherige Absprache einen Protest gegen die Situation der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen geplant haben. „Es wurde dabei explizit dazu aufgerufen, auch dann fortzufahren, wenn die Lehrkräfte zum Aufhören auffordern würden. Das Vorhaben wurde von ca. der Hälfte des Jahrgangs unterstützt. Gleichzeitig fühlten sich einige Schüler:innen stark unter Druck gesetzt, sich der Aktion anzuschließen.“

Angst vor unausgewogener Darstellung von Sachverhalten

Begründet wird die Absage mit der „nicht zu gewährleistenden Sicherheit aller Teilnehmer“. „Zu groß wäre die Gefahr, dass diese Schulveranstaltung durch die geplante oder zumindest in Kauf genommene Konfrontation außer Kontrolle gerät und dadurch nicht mehr das sein kann, was sie eigentlich sein soll: die feierliche Auflösung eines friedlichen schulischen Miteinanders.“

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So sehr der Schritt im Brief bedauert wird, so sehr stehe man hinter der Entscheidung. „Wir möchten nicht riskieren, dass im Rahmen einer Schulveranstaltung Sachverhalte unausgewogen dargestellt und Menschen bedroht, beleidigt oder unter Druck gesetzt werden oder ihre Sicherheit sogar gefährdet wird.“ Einige aus dem Jahrgang hätten bereits entschieden, der Veranstaltung fernzubleiben.

In dem Brief geht es auch um Herausforderungen im Schulalltag. Die Lehrkräfte würden „durch die Konfrontation mit festgefahrenen Ansichten und einseitigen Darstellungen“ manchmal an ihre Grenzen stoßen. „Insgesamt zeigt sich, dass einseitige Positionen und deren vehemente Verteidigung das Miteinander gefährden.“

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres soll es dem Bericht zufolge mehrfach Probleme an dem Gymnasium gegeben haben. Unter anderem hätten muslimische Schüler in den Pausen beten wollten, obwohl dies nicht erlaubt ist. In einem Schreiben habe die Schulleiterin die Eltern gebeten, ihren Kindern die Lage zu erklären. Vermittlungsversuche mit betroffenen Schülern seien „teilweise so respektlos“ verlaufen, „dass wir von weiteren Gesprächen abgesehen haben“.

jm