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Tief „Annina“

Massenkarambolage bei Glatteis auf A70 – bis zu 15 Zentimeter Schnee erwartet

Veröffentlicht am 23.04.2024Lesedauer: 5 Minuten
Schnee im Oberharz
Ein Radfahrer ist auf dem schneebedeckten Brocken unterwegsQuelle: dpa/Matthias Bein

Der Deutsche Wetterdienst nennt die aktuelle Lage ein „spätes Gastspiel des Winters“. In Bayern endete eine Massenkarambolage mit 15 Verletzten. Auch in Sachsen-Anhalt und Hessen gab es Verletzte. Und ein Umschwung ist nicht in Sicht. In Ostwestfalen-Lippe knickten Bäume unter der Schneelast um.

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15 Menschen sind bei einer Massenkarambolage bei Glätte auf der Autobahn 70 in Oberfranken verletzt worden. 29 Fahrzeuge, darunter Autos und ein Fernbus, waren einer Polizeisprecherin zufolge am Samstagvormittag an dem Unfall beteiligt. Auf der Fahrbahn Richtung Bamberg waren 14 Fahrzeuge beteiligt, in der Gegenrichtung Bayreuth waren es 15, darunter nach Polizeiangaben auch ein Lkw und ein Reisebus.

Als Unfallursache nannte die Polizei „Starkregen und Hagel in Verbindung mit überhöhter Geschwindigkeit“ sowie nicht ausreichenden Sicherheitsabstand. Die Schadenshöhe beläuft sich ersten Schätzungen zufolge auf 250.000 bis 300.000 Euro.

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Die Einsatzkräfte waren mit einem Großaufgebot vor Ort, darunter 130 Feuerwehrleute, sechs Notärzte und 70 Rettungssanitäter. Drei Rettungs- und ein Polizeihubschrauber waren im Einsatz, dazu 15 Rettungswagen. 32 Menschen wurden am Feuerwehrhaus Thurnau betreut und versorgt. Die A70 wurde zwischen Schirradorf und Thurnau-West in beide Richtungen gesperrt.

Witterungsbedingte Unfälle in der ganzen Republik

Im Landkreis Fulda in Hessen verunglückten vier Menschen, darunter zwei kleine Kinder, bei einem Glätteunfall nahe Hilders. Sie erlitten leichte Verletzungen. Der 26-jährige Autofahrer sei am Samstagabend auf glatter Straße in einer Kurve mit seinem Wagen aufgrund von unangepasstem Fahrtempo in einer Kurve abgekommen. Das teilte die Polizei mit.

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Das Auto, in dem die Kinder und eine 25-jährige Beifahrerin saßen, fuhr über die Gegenspur und rutschte in einen Graben, wo es sich überschlug. Der Rettungsdienst brachte die vier Verletzten ins Krankenhaus.

Die Fahrbahn der A70 in Bayern glich nach dem Umfeld einem Trümmerhaufen
Die Fahrbahn der A70 in Bayern glich nach dem Umfeld einem TrümmerhaufenQuelle: dpa/News5

Auf der A61 verletzte sich ein 23 Jahre alter Autofahrer bei einem Unfall im Dreieck Sinzig (Landkreis Ahrweiler) in Rheinland-Pfalz schwer. Am Samstagnachmittag sei er vermutlich zu schnell auf der regennassen Autobahn unterwegs gewesen, teilte die Polizei mit. In einer Kurve auf der Verbindungsrampe zur A571 habe er die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Das Auto kam von der Straße ab, überschlug sich und landete auf der Seite. Einsatzkräfte der Feuerwehr befreiten den schwer verletzten Mann aus seinem Fahrzeug, er wurde anschließend ins Krankenhaus gebracht.

Sieben Menschen verletzten sich bei einem Unfall auf der A36 im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Wie die Polizei mitteilte, verloren drei Autofahrer in der Nähe von Thale aufgrund eines plötzlich einsetzenden Hagelschauers die Kontrolle über ihre Fahrzeuge und es kam zum Zusammenstoß. Eine 69-jährige Beifahrerin in einem der Autos wurde bei dem Unfall am Samstagnachmittag schwer verletzt. Sechs weitere Insassen, darunter zwei Kinder im Alter von 8 und 12 Jahren, wurden leicht verletzt. Alle sieben Verletzte wurden per Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.

Schneemengen „sind bemerkenswert für diese Jahreszeit“

Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) angekündigt hatte, fiel teils eine „ordentliche“ Neuschneemenge. Spitzenreiter ist eine Wetterstation im oberbayerischen Kreuth-Glashütte, wo 26 Zentimeter registriert wurden, wie der Diplom-Meteorologe Lars Kirchhübel vom DWD in Offenbach sagte.

Immerhin 16 Zentimeter fielen nach seinen Worten in Bad Brambach-Hohendorf im Vogtlandkreis in Sachsen, in Bad Hindelang im Allgäu und in Borgentreich im Osten von Nordrhein-Westfalen. Für die Station Borgentreich in der Warburger Börde, die seit 1979 besteht, sei dies der bislang höchste gemessene Wert für einen Apriltag, sagte Kirchhübel.

15 Zentimeter Neuschnee seien in Baiersbronn und in Bernau-Goldbach im Schwarzwald sowie im oberbayerischen Anger-Stoißberg gefallen, wie Kirchhübel sagte. Abseits der Stationen des DWD seien durchaus auch noch höhere Werte möglich.

Etliche Bäume knickten in der Nacht zu Sonntag in Ostwestfalen-Lippe unter der Last von Schnee um. Wie die Polizei berichtete, entstanden dadurch rund 20 Gefahrenstellen. Helfer der örtlichen Feuerwehren beseitigten die umgestürzten Bäume und räumten die Straßen frei. Im Extertal und in Leopoldshöhe kamen jeweils Autofahrer mit ihren Fahrzeugen bei Schnee und Glätte von der Straße ab und landeten im Graben. Verletzt wurde niemand. Auch dort waren in den frühen Morgenstunden waren in Teilen von Ostwestfalen-Lippe mehrere Zentimeter Schnee gefallen, in Horn-Bad Meinberg sogar zehn Zentimeter, wie ein Polizeisprecher sagte.

Ungewöhnliche Meldungen für diese Jahreszeit gab bereits am Samstag aus dem Erzgebirge: In der Nacht von Freitag auf Samstag habe es in der Region geschneit, sodass sich ab etwa 600 Meter Höhe eine Schneedecke gebildet habe, sagte Florian Engelmann vom DWD. Binnen 24 Stunden seien am Fichtelberg und in Carlsfeld rund 20 Zentimeter Neuschnee gefallen. „Diese Mengen sind bemerkenswert für diese Jahreszeit.“

Laut DWD war im weiteren Tagesverlauf insbesondere im Bergland südlich des Mains oberhalb von 600 Metern mit Schnee zu rechnen. An den Alpen wurden bis zu zehn Zentimeter Neuschnee vorhergesagt, in Staulagen sogar bis zu 15 Zentimeter. Auch im Schwarzwald und auf der Alb sollte es demnach schneien.

Tief namens „Annina“ sorgt für weitere Kälte

Kälteeinbrüche gebe es zwar immer wieder im April. Ungewöhnlich sei aber, dass das Wetter vom wärmst- zum kältestmöglichen Szenario umschlage, erklärte der Meteorologe mit Blick auf die sommerlichen Temperaturen zu Monatsbeginn.

Bessern wird sich das Wetter wohl nicht: Polarluft sorgt in Deutschland in den kommenden Tagen für Winter im April. Verantwortlich für das Winterwetter ist demnach ein Tief namens „Annina“. Das liege derzeit über Polen und bringe kalte Luft nach Deutschland.

„Der Winter gibt noch mal ein spätes Gastspiel“, sagte Meteorologe Christian Herold. An dem laut DWD für die Jahreszeit ungewöhnlich kalten Wetter wird sich voraussichtlich auch in der kommenden Woche nichts ändern.

Zwar lassen die Niederschläge nach, doch deutschlandweit könne es zu Nachtfrost kommen. Das wiederum könne die schon weit fortgeschrittene Vegetation schädigen, teilte der DWD mit. Zwar zeige ein grober Trend Richtung Monatsende eine allmähliche Erwärmung, von einem stabilen Hoch mit Sonne und hohen Temperaturen sei derzeit aber noch nichts zu sehen.

dpa/kami/sos/gub/jag