Im Prozess gegen den deutschen Tennisprofi Alexander Zverev wegen des Vorwurfs der Körperverletzung seiner damaligen Freundin hat sein Verteidiger die Anschuldigungen zurückgewiesen und als frei erfunden bezeichnet. Ihre Anzeige gegen ihn etwa anderthalb Jahre nach dem angeblichen Vorfall im Mai 2020 stehe in engem Zusammenhang mit einem Streit um Sorgerecht und Unterhalt für die gemeinsame Tochter, sagte Verteidiger Alfred Dierlamm am Freitag im Amtsgericht Berlin-Tiergarten. Sie habe so ihre Forderungen durchsetzen wollen.
Der Verteidiger sagte, Fotos, Videos und Zeugenaussagen aus den Tagen nach dem angeblichen Angriff Zveres auf sie mit kurzzeitigem Würgen würden eindeutig belegen, dass keine Verletzungen sichtbar gewesen seien, das Paar sich bestens verstanden habe und gut gelaunt mit ihrer Mutter in Hamburg essen ging. „Es gab keinerlei Anzeichen von Disharmonie und Streit und keine Würgemale, und das zwei Tage nach dem angeblichen Vorfall.“
Laut Anklage, die sich auf die Aussagen von Ex-Freundin Brenda Patea stützt, soll Zverev sie im Mai 2020 nachts im Flur ihrer gemieteten Airbnb-Wohnung in Berlin bei einem Streit an die Wand gedrückt und gewürgt haben. Sie habe anschließend unter Atemnot gelitten und heftige Schmerzen gehabt, sagte der Staatsanwalt. Schmerzen und Schluckbeschwerden hätten mehrere Tage angehalten. Ein sogenannter Strafbefehl war ohne Prozess gegen Zverev verhängt worden, wonach er eine Geldstrafe von 450.000 Euro (90 Tagessätze zu je 5000 Euro) wegen Körperverletzung zahlen sollte. Dagegen legte er Einspruch ein. Deshalb kommt es nun zum Prozess vor dem Amtsgericht.
Verteidiger behauptet: Ihr sei es um Jetset und Follower gegangen
Zverev erschien selbst nicht vor Gericht. Er spielt derzeit bei den French Open in Paris, dem zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres, bei dem er am Donnerstag sein zweites Match gewann. Die frühere Freundin Patea, die 2017 in der TV-Show „Germanys Next Topmodel“ dabei war, tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Insgesamt sind bislang zehn Prozesstage angesetzt.
Zverevs Verteidiger sagte, der damaligen Freundin sei es bei der Beziehung vor allem darum gegangen, ihre Follower bei Instagram und Tiktok zu erhöhen und ein Leben wie im Jetset mit teuren Restaurants, angesagten Partys und „Shoppen ohne Limit“ zu führen. Dabei habe sie in Veröffentlichungen im Internet über ihr Leben und Einkommen immer wieder gelogen.
Zverev habe ihr die hohen Ausgaben für Reisen, Hotels, Luxus-Einkäufe und die Wohnung in Berlin gezahlt. Man werde im Prozess seine Kreditkartenabrechnungen vortragen. Patea habe erst spät erkannt, dass ein Tennisprofi in Wirklichkeit ein anderes Leben als das von ihr angestrebte führe: mit harter Disziplin, viel Training, kontrollierter Ernährung und ohne Partys und Alkohol.
Der Anwalt der Ex-Freundin spricht von Drohungen
Pateas Anwalt sieht seine Mandantin im Prozess unter Druck gesetzt. Die Verteidigung von Zverev wolle dessen frühere Freundin „zermürben, ruinieren und psychologisch Druck ausüben“, sagte Michael Nitschke, der die Frau vertritt, nach Ende des ersten Prozesstages. Die Verteidigung Zverevs hatte angekündigt, dass sie beantragen wolle, die Ex-Freundin unter Eid aussagen zu lassen, weil sie die Anschuldigungen für erfunden halte.
„Die drohen ihr. (...) Es ist das Ziel, ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern“, sagte Nitschke und betonte, der Vorwurf, es gehe Patea nur um Geld, stimme nicht. „Sie fühlte sich verlassen, sie wollte Gerechtigkeit.“ Sie sei aber nicht verängstigt, ihr gehe es gut. Allerdings koste so ein langer Prozess viel Geld und „irgendwann ist sie wirtschaftlich am Ende“. Das Vorgehen der Verteidigung, lauter Gutachter auszufahren, sei nicht seriös, es überrasche ihn aber nicht.