Felix Zwayer leitet das Halbfinale der Europameisterschaft zwischen England und den Niederlanden am heutigen Mittwoch (21 Uhr, ARD, MagentaTV und im Liveticker bei WELT). Obwohl der 43-Jährige bei seinen vier bisherigen Einsätzen bei diesem Turnier mit starken Leistungen überzeugt hat, schlägt die Entscheidung der Uefa, den Deutschen für das Spiel zu nominieren, hohe Wellen.
Die britische Zeitung „Daily Mail“ titelt: „Englands Halbfinalschiedsrichter ist ein verurteilter Spielmanipulator.“ Das Blatt erinnert an den Wettskandal um den ehemaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer, in dem Zwayer 2005 eine Rolle spielte. Laut Akten hatte Zwayer, Hoyzers ehemaliger Assistent, damals Geld angenommen, eine Spielmanipulation wurde ihm nicht nachgewiesen. Zwayer wurde im Jahre 2005 im Zuge des Wettskandals für sechs Monate vom DFB-Sportgericht gesperrt.
An dieses Fehlverhalten erinnerte ihn 2021 der damalige BVB-Profi Jude Bellingham, als Borussia Dortmund unglücklich 2:3 gegen den FC Bayern verlor. Bellingham warf Zwayer nach einigen unglücklichen Entscheidungen im Spiel indirekt Spielmanipulation vor. „Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?“, wütete Bellingham damals.
Drei Jahre später kommt es im selben Stadion zum Wiedersehen des Mittelfeldstars mit dem Schiedsrichter. Bellingham soll die englische Nationalmannschaft gegen die Niederlande ins Finale der Europameisterschaft führen, unter der Spielleitung Zwayers.
Gräfe nennt Zwayer EM-Einsatz „große Schande“
Der Druck auf den Schiedsrichter ist vor dem Halbfinale per se groß, die Umstände vor dem Spiel lassen ihn noch einmal anwachsen. Auch, weil der ehemalige Schiedsrichter Manuel Gräfe via X Öl ins Feuer gießt. Der ZDF-Schiedsrichterexperte wetterte gegen Zwayers Nominierung und schrieb: „Verantwortungslos allen gegenüber. Nur eine Machtdemonstration nach außen+innen (wir entscheiden) – unabhängig von Leistung/Vergangenheit. Wahnsinn.“
Gräfe und Zwayer pflegen seit Jahren einen innigen Streit. Immer wieder erinnert der 50-Jährige daran, dass Zwayer in den Fall Hoyzer, der 2005 den deutschen Fußball erschütterte, verwickelt war. Auch nach Zwayers erstem Einsatz bei dieser EM (Italien – Albanien 2:1) machte der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Gräfe Stimmung gegen seinen Kollegen.
„Zwayer gehört nicht mehr auf den Platz“
„Dieses Spiel wird als eine große Schande in die glorreiche Geschichte der deutschen Schiedsrichter der letzten Jahrzehnte eingehen“, schrieb Gräfe bei X. Ein Schiedsrichter, der in Spiel-Manipulation verwickelt gewesen sei „und darüber sechs Monate lang bis zum letzten Moment schwieg“, schrieb Gräfe weiter, „der damit weitere Manipulationen ermöglichte, vom eigenen Verband verurteilt wurde, wird von DFB/Uefa (Nulltoleranz bei Spielmanipulationen?!) für die EM nominiert und für dieses Spiel angesetzt“.
Und weiter: „Ein Ref, der das nach Ansicht seines eigenen Verbandes, Polizei und Gericht getan hat, gehört für mich+sehr viele andere nicht mehr als Ref auf den Platz. Schon gar nicht zu einer Euro. Ich teile nur meine Meinung und die vieler anderer.“