Das bittere Aus der deutschen Nationalmannschaft im Viertelfinale der Europameisterschaft gegen Spanien bringt einem Deutschen bei der EM mindestens einen weiteren Einsatz. Schiedsrichter Felix Zwayer leitet das Halbfinale zwischen England und den Niederlanden am kommenden Mittwoch in Dortmund (21 Uhr, ARD, MagentaTV und im Liveticker bei WELT). Hätte Deutschland das Halbfinale erreicht, wäre für den 43-Jährigen die Europameisterschaft beendet gewesen.
So pfeift Zwayer das Halbfinale am Mittwoch an. Dies ist brisant. Zum einen, weil ein englischer Schiedsrichter das deutsche Viertelfinale gegen Spanien pfiff und nach Ansicht vieler Menschen, Mitschuld am Ausscheiden trug. Anthony Taylor verweigerte der DFB-Elf in der Verlängerung einen Handelfmeter. Taylor wurde von der Uefa nun nicht mehr berücksichtigt und aus dem Turnier genommen. Dies muss aber nichts mit seiner Leistung zu tun haben. Da seine Landsleute noch im Turnier sind, darf ein Engländer ohnehin kein Halbfinale pfeifen.
Zwayer trifft auf dem Rasen in Dortmund vor allem aber auf einen Spieler, an den er nicht die besten Erinnerungen hat – Jude Bellingham. Englands Mittelfeldstar hatte, bevor er im vergangenen Sommer zu Real Madrid wechselte, in der Bundesliga für Borussia Dortmund gespielt.
Im Dezember 2021 traf der BVB mit Bellingham auf den FC Bayern und verlor die Partie 2:3. Nach dem Spiel ließ der damals 18-Jährige seinem Frust über die Leistung Zwayers freien Lauf. Der Schiedsrichter hatte die Partie tatsächlich unglücklich geleitet und sich einige fragwürdige Entscheidungen geleistet. Er verweigerte dem BVB einen Elfmeter und sprach den Münchnern einen umstrittenen Strafstoß zu.
Bellingham warf Zwayer in Anspielung auf den 18 Jahre zurückliegenden Wettmanipulationsskandal um Robert Hoyzer indirekt Bestechlichkeit vor. „Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?“, wütete Bellingham.
Schiedsrichter-Beobachter erstattete Anzeige gegen Bellingham
Laut Akten hatte Zwayer, Hoyzers ehemaliger Assistent, damals Geld angenommen, eine Spiel-Manipulation wurde ihm nicht nachgewiesen. Zwayer wurde im Jahre 2005 im Zuge des Wettskandals für sechs Monate vom DFB-Sportgericht gesperrt.
Zwayer wehrte sich gegen den Vorwurf Bellinghams: „Die Aussage erweckt bewusst den falschen Eindruck, ich hätte das Spiel nicht nach bestem Wissen und Gewissen geleitet. Sie ist persönlich, verunglimpfend und respektlos.“
Der Schiedsrichter-Beobachter Marco Haase aus dem niedersächsischen Fußball-Verband erstattete sogar Anzeige gegen Bellingham, das Ermittlungsverfahren wurde aber wegen eines mangelnden Anfangsverdachts eingestellt. Der damalige Sportdirektor des BVB, Michael Zorc, versuchte Bellinghams Vorwürfe zu erklären: „Der Junge ist 18, spricht nach einem hitzigen, emotionalen Spiel. Er benennt alte Fakten, das muss man nicht machen.“ Zwayer legte damals nach dem Spiel auch aufgrund massiver Anfeindungen eine mehrwöchige Pause ein.
Bei dieser EM leitete er bisher drei Spiele. Der Berliner hat das Achtelfinale der Niederländer gegen Rumänien (3:0) sowie die Gruppenspiele Italien gegen Albanien (2:1) und Türkei gegen Portugal (0:3) gepfiffen. Mit starken Leistungen empfahl er sich für das Halbfinale der Engländer gegen die Niederlande.