Nach dem Vormittagstraining und Mittagessen ging es weiter zur nächsten Aufgabe. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wurde Dienstagnachmittag von ihrem Turnier-Quartier in Herzogenaurach mit Bussen nach Stuttgart gefahren und checkte im Steigenberger Hotel ein.
Für Bundestrainer Julian Nagelsmann und Maximilian Mittelstädt ging es nach der Ankunft weiter ins Stadion. Vor dem zweiten Gruppenspiel der EM gegen Ungarn am Mittwoch (18 Uhr, ARD, MagentaTV und im Liveticker bei WELT) sprachen der Bundestrainer und sein Außenverteidiger auf einer Pressekonferenz.
Die Ungarn stehen nach dem 1:3 gegen die Schweiz in ihrer ersten Partie unter Druck. Ihr italienischer Trainer Marco Rossi sieht Deutschland nach dem 5:1 gegen Schottland als „absoluten Favoriten.“ Es sei beinahe undenkbar, „dass am Mittwoch jemand auf uns setzen wird.“
Deutschland kann mit einem Sieg bereits für das Achtelfinale qualifiziert sein. Nagelsmann sagte: „Unsere Spieler sind alle fit, sie hatten zuletzt Zeit, durchzuschnaufen. Sie machen einen guten Eindruck.“ Insofern dürfte dieselbe Startelf wie gegen Schottland spielen. Beim Trainingsspiel „Jung“ gegen „Alt“ gehe es motiviert zur Sache, so Nagelsmann. Die Stimmung in der Mannschaft sei gut.
„Es ist wichtig, einen Mix aus erfahrenen und jungen, talentierten Spielern zu haben“, sagte der 36-Jährige. „Die Verbindungen zwischen den älteren und jungen Spielern ist gut. Für die Zukunft brauchen wir mehr junge Spieler, aber noch nicht bei diesem Turnier.“
Ungarn sei eine „sehr gute Umschaltmannschaft mit zwei kopfballstarke Stürmer, mit vielen Flanken.“ Die Statistik der Ungarn bei ruhenden Bällen sei beeindruckend. „Sie haben offensiv ein klares Muster, was uns sehr viele Chancen bringt, wenn wir es gut verteidigen. Aber auch Risiken.“
Julian Nagelsmann: „Ungarn ist mehr unter Druck als wir“
Es gelte, das eigene Spiel durchzubringen. „Ich habe Schottland auf einem ähnlichen Niveau wie Ungarn eingeschätzt. Jetzt ist Ungarn vielleicht mehr unter Druck als wir und sie werden offensiver spielen müssen“, so Nagelsmann. „Denn mit einer Niederlage würden sie möglicherweise ausscheiden.“
Dass einige seiner Nationalspieler begehrt sind und in diesem Sommer ihren Klub wechseln könnten, sei für ihn kein Thema. Das seien „positive Lebensentscheidungen“, er habe nicht das Gefühl, „dass es jemanden ablenkt.“
Für VfB-Profi Mittelstädt ist die Partie ein Heimspiel. „Das Publikum ist hier sehr laut“, sagte Nagelsmann über den Spielort Stuttgart. Beim Auftaktspiel sei er mit der Stimmung im Stadion ganz zufrieden gewesen. Mannschaft und Fans müssten sich generell an ein Turnier herantasten. „Jetzt versuchen wir den zweiten Schritt zu gehen, in Sachen Leistung und Atmosphäre.“
Mittelstädt sagte über sein „Heimspiel“ am Mittwoch: „Ich freue mich extrem. Ich habe in dieser Saison viele schöne Erinnerungen aus diesem Stadion mitgenommen.“ Seine Freundin und seine Familie werden im Stadion sein.
Gegen Ungarn werde es ein anderes Spiel als gegen Schottland, „Ungarn ist ein schwieriger Gegner.“ Man müsse es diesem schwer machen. „Wir müssen aufpassen und effizient sein. Sie verteidigen sehr kompakt. Gegen die großen Nationen hat Ungarn zuletzt gute Ergebnisse erzielt.“
Maximilian Mittelstädt: „Wir brauchen Unbekümmertheit“
Nagelsmann erinnert die Spieler immer wieder daran, warum sie als Kinder mit dem Fußball angefangen haben: Wegen der Freude am Spiel. Das helfe auch, mit dem Druck bei dieser EM umzugehen, machte Mittelstädt deutlich.
„Diese Unbekümmertheit brauchen wir auch, diese Spielfreude brauchen wir.“ Die müssen auch in den nächsten Spielen auch wieder zeigen.“ Mit möglichen Gegnern im Achtelfinale habe man sich noch nicht konkreter befasst.
Fürchtet er nach der starken Saison der Stuttgarter nun einen Ausverkauf beim VfB? „Es wäre schade, wenn wir Spieler verlieren würden.“ In Hiroki Ito, der zum FC Bayern wechselt, steht der erste Abgang fest.
Die Gerüchte und Spekulationen um seine weiteren Teamkollegen verfolge er in den Medien. „Wir haben ein extrem starkes Gerüst aufgebaut. Jeder will das Beste in seiner Zukunft haben. Wie die Entscheidungen einzelner Spieler aussehen, kann ich nicht sagen. Ich kann nur hoffen, dass möglichst viele bleiben.“
Er selbst träume „aktuell nur von der Europameisterschaft. Da liegt mein Fokus drauf. Am schönsten wäre es, als Europameister nach Stuttgart zurückzukehren.“