Beim FC Bayern ist die Stimmung nach dem überraschenden 0:1 gegen Werder Bremen angespannt. Kritik gab es nicht nur aus der Mannschaft, sondern auch medial warf der Auftritt des Rekordmeisters Fragen auf. Lothar Matthäus wunderte sich vor allem über die Personalpolitik von Bayern-Trainer Thomas Tuchel.
„Wenn Goretzka – wie gegen Bremen – fehlt, gerät die Hierarchie durcheinander“, schrieb der Rekordnationalspieler in seiner Kolumne für Sky. Tuchel hatte am Sonntag gegen Bremen Leon Goretzka und Thomas Müller erst in der 64. Minute ein- und Joshua Kimmich zum gleichen Zeitpunkt ausgewechselt – sehr zum Missfallen von Matthäus.
„Kann Goretzka Verantwortung übernehmen, wenn er von der Bank kommt? Kann Kimmich die Mannschaft führen, wenn er öffentlich angezählt worden ist? Thomas Müller steht in der Hierarchie eigentlich immer oben, aber kann er das überhaupt noch, wenn er nur noch eingewechselt wird?“, schrieb der Weltmeister von 1990.
Diese drei Spieler hätten sehr viel zum Erfolg der vergangenen Jahre beigetragen. „Goretzka und Kimmich tragen das Bayern-Gen in sich. Beide sind für mich Weltklassespieler, wenn sie funktionieren“, befand Matthäus. Statt Goretzka stand am vergangenen Sonntag Raphael Guerreiro in Bayerns Startelf.
Matthäus fordert „Robustheit und Persönlichkeit“
Der Portugiese kam im Sommer von Borussia Dortmund und sucht in München nach vielen Verletzungssorgen noch nach seiner Bestform. „Ich schätze Guerreiro sehr, aber er ist ein anderer Spielertyp als Goretzka. Wenn ich einen Rückstand in der Tabelle aufholen muss, geht es nicht nur um spielerische Elemente, sondern um Robustheit, Zweikampfstärke und Persönlichkeit“, analysierte Matthäus. Beim Nachholspiel gegen Union Berlin am Mittwochabend (20.30 Uhr/Sky) dürfte Goretzka in die Startelf zurückkehren.
Nicht nur in der Frage nach der besten Aufstellung gehen Tuchels und Matthäus‘ Meinungen auseinander – Matthäus kritisierte auch Tuchels Kommunikation. Der Münchner Coach hatte den Auftritt seines Teams nach der Niederlage gegen Werder als „belanglos“ und „schlampig“ bezeichnet.
„Wenn ein Trainer sich nach einer Niederlage hinstellt und die Schuld nur bei den Spielern sucht, dann ist das für die Spieler eine ziemliche Ohrfeige“, führte Matthäus aus: „Ich finde, man kann sich als Trainer auch mal selbst hinterfragen, aber davon habe ich bei Thomas am Sonntag nichts gehört.“