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Meinung Nachfolger von Joachim Löw

Sepp Herberger wäre für Jürgen Klopp

Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger - 30. Todestag Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger - 30. Todestag
Sepp Herberger im Jahr 1972. Der Trainer führte die Nationalmannschaft 1954 zum WM-Titel und war der Vater des Wunders von Bern
Quelle: pa/dpa/Witschel Roland
Für die Zukunft des deutschen Fußballs haben Hinz und Kunz nur ein Thema: Kuntz. Es würde in die DFB-Geschichte passen. Nur einmal wurde der beste deutsche Trainer seiner Zeit auch Bundestrainer. Ein Querpass von Oskar Beck.

Wird Stefan Kuntz Bundestrainer? Um dieser Frage aus dem Weg zu gehen, bleibt dem heiß Diskutierten nur noch die Flucht – entweder auf den nächstbesten Baum oder wie am Samstag ins ZDF-„Sportstudio“, wo ihn der Moderator Jochen Breyer dann prompt wieder fragte: Werden Sie Bundestrainer?

So läuft das plötzlich täglich und überall. Vor Anfragen aus Talkshows kann sich der Trainer der deutschen U21 kaum noch retten, in Film, Funk und Fernsehen wird er schon als Jogi Löws mutmaßlicher Nachfolger vorgestellt, und der „Kicker“ bohrte bei seinen Lesern: Wäre Kuntz ein passender Kandidat für eine Löw-Nachfolge? „Ja“, jubelten 75 Prozent.

Bevor jetzt ein falscher Eindruck aufkommt: Nicht morgen soll Kuntz anfangen – erst wenn Löw aufhört. Aber selbst dem Bundestrainer kann es wohl nicht schnell genug gehen, lauthals hat auch er Kuntz neulich gelobt – und als Alternative gleich noch seinen Co-Trainer Marcus Sorg vorgeschlagen, der ihn zuletzt gegen Weißrussland und Estland unfallfrei vertreten hat. „Wir haben zwei Trainer beim DFB“, spürt Löw, „die absolut die Fähigkeiten haben, Bundestrainer zu werden.“

Ist seit 2016 Trainer der deutschen U21: Stefan Kuntz
Stefan Kuntz ist seit 2016 Trainer der deutschen U21
Quelle: PIXATHLON/SID

Böse Zungen wundern sich über zwei Dinge: dass das Fell des Löwen verteilt wird, bevor er erlegt ist, und dass an den Naheliegendsten offenbar keiner denkt – was ist mit Jürgen Klopp?

Wenigstens dessen Berater ist dieser Tage dazu befragt worden, genau gesagt hier in WELT. Und Marc Kosicke hat ungefähr geantwortet, dass Klopp in Liverpool beliebt wie die Beatles ist und voller Lust noch ein paar erfolgreiche Dinge im Schilde führt – aber gleichzeitig betonte er unüberhöhbar: „Jürgen selbst hat gesagt, dass für den Fall, dass Jogi Löw irgendwann nicht mehr Bundestrainer sein möchte und die Konstellation so wäre, dass er das machen könnte, dies eine Option für ihn sei.“

Sympathischer als Kuntz kann kein Bundestrainer sein

Die Konstellation ist die: 2022 endet sowohl Löws DFB-Vertrag als auch der von Klopp in Liverpool. Anders gesagt: Es könnte sich lohnen, wenn der steinreiche DFB Geld in die Hand nehmen, über seinen Schatten springen und die verbandsinterne Trainerlösung nicht mehr für die einzig selig Machende halten würde.

Verstehen wir uns richtig: Sympathischer als Kuntz kann ein Bundestrainer nicht sein. „Vollgas!“, schreit er als heißblütiger Motivator durch die Kabine, und als Kumpel, Teamplayer und „Spielerflüsterer“ hat ihn das ZDF-„Sportstudio“ porträtiert. Aber das alles ist auch Klopp, und ein bisschen mehr. Von seinem ersten Tag an, in Mainz, hat Klopp gezeigt, was einen überragenden Trainer ausmacht. Als Kuntz jetzt im „Sportstudio“ gefragt wurde, warum er als Trainer früher so erfolglos war, ist er ins Ungefähre ausgewichen.

Zieht man die Geschichte zurate, hat Klopp keine Chance. Der DFB tickt bei der Kandidatensuche anders. Der letzte Bundestrainer, der zugleich der beste deutsche Trainer seiner Zeit war, war deshalb Sepp Herberger. Das ist lange her, er war schon Reichstrainer.

Jürgen Klopp wäre eigentlich der logische Nachfolger Löws
Jürgen Klopp wäre eigentlich der logische Nachfolger Löws

Keiner der Besten ist Bundestrainer geworden, weder Hitzfeld, Rehhagel, Weisweiler oder Lattek noch Dettmar Cramer. Letzteren wollte Herberger anno 64 als Nachfolger, aber Cramer wurde nur Assistent unter Helmut Schön. Vor dem WM-Endspiel 1966 kam es zum legendären Taktikstreit.

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Der pfiffige Stratege Cramer, Spitzname „Professor“, wollte den Stürmer Emmerich weglassen, dafür den Bremer Nahkämpfer Lorenz auf Englands Star Charlton hetzen – und den jungen Beckenbauer offensiv von der Leine lassen. Doch Schön ließ Beckenbauer hinter Charlton herrennen. „Der Lange“, meckerte Abwehrchef Schulz, „hat nix kapiert.“ Cramer ging. Mit dem FC Bayern gewann er dann alles, und Beckenbauer sagte: „Cramer hätte Bundestrainer werden müssen, nix anderes.“

Klinsmann hatte einen Trainer-Kurzlehrgang

Stattdessen wurde Jupp Derwall Bundestrainer, ein anderer Schön-Assistent („Ich bin der Jupp, prost!“). Nach dem Fröhlichen kam Beckenbauer. Der war gar kein Trainer, sondern „Bild“-Kolumnist. Er hatte bis dahin die Überschriften wie „Ruiniert Derwall unseren Fußball?“ mit zündenden Belegen untermauert. In der Not taufte man ihn Teamchef. Auf den Kaiser folgte Berti Vogts, der treue Verbandstrainer, und als es mit dem nicht mehr ging, wurde der DFB auf Teneriffa fündig. Dort lebte Derwalls längst vergessen geglaubter Co-Trainer Erich Ribbeck und spielte mit Vorliebe Golf. „Sir Erich“ unterschrieb – er hatte ja Zeit.

WM 1990
Der Kaiser, Lothar und der Finaltoschütze - Beckenbauer (l.) präsentiert mit Matthäus und Andi Brehme auf dem Rückflug aus Italien stolz den WM-Pokal
Quelle: pa/dpa/Wolfgang Eilmes

Danach, viele konnten es kaum fassen, hätte es fast Christoph Daum geschafft, erstmals griff der DFB nach einem Hexer und Meistermacher. Doch Daums kokainhaltige Frisur hielt der gerichtsmedizinischen Analyse nicht stand, und der DFB war froh, dass sich Rudi Völler als Notnagel opferte. Der Nächste, Jürgen Klinsmann, konnte wenigstens auf einen Kurzlehrgang als Trainer verweisen, und als sich die Suche nach einem Co-Trainer hinzog, sagte Augenzeuge Beckenbauer tröstend: „Irgendeiner wird es schon machen.“ Das war dann Jogi Löw. Der wurde automatisch auch Klinsmann-Nachfolger.

WM 2018 - WM 2006 - Klinsmann und Löw jubeln
Die Macher des Sommermärchen - Jürgen Klinsmann (l.) und Joachim Löw
Quelle: pa/dpa/Arne Dedert

Jetzt darf Stefan Kuntz auf diese interne DFB-Lösung hoffen. Aus Respekt vor Löw scharrt er nicht mit den Hufen, hat aber am Samstag im ZDF signalisiert, dass er sich nicht verweigern wird, „wenn Löw in acht Jahren aufhört“. Falls Jogi Löw schon 2022 aufhört, muss das aber auch nicht der Weltuntergang sein. Der DFB könnte das Warten auf Kuntz dann überbrücken mit Jürgen Klopp. Zumindest für fünf Jahre hätten wir dann endlich einmal einen Bundestrainer, der zugleich der beste deutsche Trainer ist.

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