Für Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev ist der Traum vom Wimbledon-Coup am Montagabend jäh zu Ende gegangen. Mit bandagiertem Knie scheiterte der 27-Jährige im Achtelfinale trotz einer 2:0-Satzführung mit 6:4, 7:6 (7:4), 4:6, 6:7 (3:7), 3:6 gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz. Damit fällt seine Viertelfinal-Premiere beim bedeutungsvollen Rasen-Grand-Slam-Turnier einmal mehr aus.
Zwei Sätze lang sah Zverev wie der sichere Sieger aus, dann aber kippte die Partie. Einen Monat nach seinem dramatisch verlorenen French-Open-Finale reist der gebürtige Hamburger für seine Ansprüche viel zu früh wieder ab und muss die Jagd auf den ersten Grand-Slam-Titel verschieben. .
Zverev spielt mit Knieschmerzen
Nach seinem unglücklichen Wegrutschen auf dem Rasen zwei Tage zuvor, die Schmerzen im linken Knie zur Folge hatte, spielte Zverev mit einer Bandage. Gegen Cameron Norrie hatte er sich das Knie überdehnt, als er zu einem Stoppball lief und die Richtung wechseln wollte.
Zverev begründete sein Ausscheiden auch mit seiner Knieverletzung – bis zu den Olympischen Spielen will er aber wieder voll da sein. „Paris will ich gewinnen“, sagte er. Er habe „ein Knochenödem und eine Zerrung in der Kapsel. Mein Knie ist relativ geschwollen. Aber es ist nichts, das außergewöhnlich schlimm ist oder weswegen ich länger ausfalle“, erklärte Zverev. „Es ist eine Sache von vielleicht ein, zwei Wochen.“ Sein Olympia-Start scheint damit nicht in Gefahr.
Zverev konzentrierte sich anfangs vor allem auf seine Aufschlagspiele. Auch sein ein Jahr jüngerer Achtelfinal-Gegner servierte kompromisslos, sodass die Aufschläger dominierten. Entschlossen erhöhte Zverev beim Stand von 4:4 das Tempo von der Grundlinie und sicherte sich mit aggressiven Return das Break zum 5:4. Die Vorentscheidung für Satz eins.
Fritz hatte zuletzt erfolgreich gespielt und zum dritten Mal das Vorbereitungsturnier in Eastbourne gewonnen. In der Weltrangliste liegt der Kalifornier als Zwölfter nur acht Plätze hinter Zverev. Doch Zverev strahlte zwei Sätze eine größere Ruhe aus und wartete auf seine Chancen. Mehrfach rückte er erfolgreich ans Netz vor und unterstrich auch damit sein momentanes Selbstbewusstsein.
„Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich in letzter Zeit alles dafür tue, um erfolgreich zu sein. Alles dafür tue, hoffentlich irgendwann so ein Turnier auch zu gewinnen“, hatte der Tokio-Olympiasieger vor der Partie gesagt, „dann muss das Resultat auch zu einem alleine kommen und du brauchst du nicht jeden Tag zittern, ob es jetzt kommt oder nicht.“
Zwei Sätze lang war Zverev der bessere Spieler, immer wenn es darauf ankam. Weil er konstanter agierte, entschied er den Tiebreak und damit auch den zweiten Durchgang für sich. Dann ließ Zverev nach, fabrizierte mehr Fehler – und kassierte mit einem Doppelfehler den ersten Aufschlagverlust im Turnier zum 4:5.
Zverev am Ende zunehmend in der Defensive
Die Souveränität war dahin, Zverev wirkte wackliger. Bei 2:2 kassierte der gebürtige Norddeutsche eine Verwarnung, weil er sich beim Aufschlag zu viel Zeit ließ. Der US-Amerikaner wurde dagegen immer besser, dominierte zunehmend die Ballwechsel. Im Tiebreak des vierten Satzes blieb Zverev chancenlos.
Die Partie wurde zu einer Belastungsprobe. Zverev musste für seine Punktgewinne ackern und geriet immer mehr in die Defensive. Das Break zum 1:3 im fünften Satz holte der letzte im Einzel verbliebene deutsche Hoffnungsträger nicht mehr auf.
Trotz seiner nach seinen Worten neu entwickelten Liebe zum Rasen geht der Wimbledon-Fluch für ihn damit weiter. Der French-Open-Finalist von 2024 und US-Open-Finalist von 2020 verabschiedete sich beim Grand-Slam-Turnier auf Rasen immer spätestens im Achtelfinale