Kylian Mbappé zog noch einmal einen seiner berüchtigten Sprints an. Der französische Stürmer tauchte in der Verlängerung frei vor dem Schweizer Torhüter Yann Sommer auf. Beim Stand von 3:3 hatte der 22-Jährige in der 113. Minute die Entscheidung auf dem Fuß. Mbappé setzte den Schuss ans Außennetz.
Es war eine Chance, die sich der Stürmer, der zu den besten der Welt zählt, so eigentlich nicht entgehen lässt. Doch schon während der Schussbewegung wurde Mbappé von einem Krampf in der Wade geplagt. Trotzdem hielt er durch und trat auch noch im Elfmeterschießen an.
Dort wurde er zur tragischen Figur. Nachdem die ersten neun Schützen getroffen hatten, scheiterte Mbappé. Der Schweizer Torwart Yann Sommer ahnte die richtige Ecke und wehrte den halbhoch geschossenen Versuch Mbappés ab. Frankreich verlor 7:8 nach Elfmeterschießen, die Schweiz steht sensationell im Viertelfinale der Europameisterschaft.
Tief in der Nacht meldete sich die tragische Figur des Abends dann zu Wort. „Die Traurigkeit ist nach dem Aus sehr groß, wir konnten unser Ziel nicht erreichen“, schrieb Mbappé bei Instagram. Der verschossene Elfmeter tue ihm leid. „Ich wollte dem Team helfen, aber ich habe versagt. Schlaf zu finden, wird schwierig sein, aber das sind leider die Unwägbarkeiten dieses Sports, den ich so sehr liebe.“
Er bedankte sich bei den Fans für ihre Unterstützung und betonte, dass es nun das wichtigste sei, in den nächsten Jahren noch stärker aufzustehen. Sein emotionales Statement beendete er mit einer fairen Geste und einer Nachricht den Gegner: „Herzlichen Glückwunsch an die Schweiz und viel Erfolg.“
„Wir wollten natürlich Europameister werden“
Frankreichs Abwehrspieler Raphael Varane analysierte geknickt: „Wir waren in der Halbzeit sehr frustriert und total enttäuscht, dann haben wir gut reagiert. Wir hätten in der Verlängerung auch ein Tor schießen können, es sollte aber einfach nicht sein. Es wird in der Kabine jetzt sehr ruhig sein. Wir wollten natürlich Europameister werden. Mehr gibt es jetzt aktuell nicht zu sagen.“
Dass daraus nichts wurde, lag auch an den durchschnittlichen Auftritten Mbappés. Der verschossene Elfmeter war der Schlusspunkt einer durchwachsenen Saison des Superstars. Mit Paris St. Germain wurde Mbappé hinter dem Meister Lille nur Zweiter. Eine Platzierung, die für PSG indiskutabel ist.
Auch in der Champions League, der Wettbewerb, der für die Klubeigner aus Katar der wichtigste ist, lief es für Mbappé und PSG nicht wirklich gut. Das Team schied im Halbfinale gegen Manchester City aus. In den entscheidenden Spielen blieb er ohne Treffer.
Bei der Europameisterschaft erzielte der Hochbegabte ebenfalls kein Tor. Er lief deutlich weniger als seine Teamkameraden und nahm sich immer wieder in den Spielen auffällige Auszeiten. Oft war er vom Spielfluss abgeschnitten.
Nach den enttäuschenden Auftritten und dem überraschenden EM-Aus kann sich Mbappé um seine Zukunft kümmern. Sein Vertrag in Paris läuft nur noch ein Jahr. Er scheint es nicht eilig haben, ihn zu verlängern. „Ich bin an einem Ort, wo es mir gefällt, wo ich mich wohlfühle. Aber ist es der beste Ort für mich? Ich habe die Antwort noch nicht“, sagte Mbappé, der immer wieder mit Real Madrid in Verbindung gebracht wird, vor der EM.