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Lebensfreude und Genuss sind unumstößlicher Teil der Kultur Frankreichs Lebensfreude und Genuss sind unumstößlicher Teil der Kultur Frankreichs
Lebensfreude und Genuss sind unumstößlicher Teil der Kultur Frankreichs
Quelle: Getty Images/Caiaimage/Tom Merton
Frankreichs Wein-Regionen Champagne und Burgund sind neuerdings Unesco-Welterbe. Ein Grund mehr, ihre Köstlichkeiten zu feiern.

Bonheur et Champagne pour tout le monde!“ Glück und Champagner für die ganze Welt! In diesem Jubelruf gipfelte der Dank Pierre Chevals, nachdem die Champagne auf der 39. Sitzung der Unesco im vergangenen Sommer zum Weltkulturerbe ernannt worden war.

Und Chevals Freude wurde noch gesteigert, als – völlig ungewöhnlich und selten – alle 24 Mitglieder des Wahlkomitees Schlange standen, um der Champagne zu gratulieren. „Ich werde mich mein ganzes Leben daran erinnern“, sagt er heute.

Acht Jahre hat der quirlige Besitzer des Champagnerkellers Gatinois alle Interessengruppen unter einen Hut gebracht und dafür gekämpft, dass die Coteaux, Maisons et Caves de Champagne (Weinhänge, -häuser und -keller) als lebendige, dynamische Kulturlandschaft Aufnahme als Welterbe finden.

Ihre drei Hauptelemente sind die Weinberge von Hautvillers bis Mareuil-sur-Ay, die Avenue de Champagne in Epernay und die Kreidekeller der Anhöhe Saint-Nicaise in Reims, der „Champagne-Metropole“.

Eine Hinweistafel reicht längst nicht mehr

Damit nicht genug, erhob das Unesco-Komitee einen Tag später auch die Climats du vignoble de Bourgogne, die über 500 einzelnen Weinlagen im Burgund, in den Kultur-Adelsstand. Sie bestehen aus 1247 Parzellen mit so illustren Namen wie Montrachet, Musigny, Romanée-Conti oder Chambertin.

Aubert de Villaine, Hauptinitiator der Burgund-Bewerbung: „Dies ist die Anerkennung der Arbeit aller Generationen von Winzern und Winzerinnen, Mönchen und Herzögen, die über Jahrhunderte die Weinregion der Bourgogne aufbauten, indem sie nachdrücklich Vorzüglichkeit suchten.“ Für Weinkenner sind die Lagen in Burgund das Nonplusultra. Nun hoffen die Burgunder, dank des Welterbes auch Laien für ihre Weinkultur zu begeistern.

Denn die Unesco impliziert mit ihren Ernennungen mehr als früher, als sie mit einer Tafel an der Fassade eines Denkmals auf seinen kulturellen Wert hinwies. So etwa bei der Kathedrale von Reims. Heute sollen die Welterbe-Stätten durch strenge Bauvorschriften, Umweltschutz, Stärkung der Tourismuswirtschaft und Kulturprojekte nicht nur erhalten, sondern neu vitalisiert werden.

Erkundungen per Smartphone-App

Burgund hat beispielhafte Wein-Wanderungen entwickelt, die die Einzigartigkeit der Climats anschaulich machen – spielerisch mit Smartphone und der App „Bourgogne Rando Vignes“ lernt man so zum Beispiel das berühmte Château du Clos de Vougeot kennen. Dort selbst sind Computer-Tablets installiert, die Besucher mit Wissen, Bildern und Anekdoten versorgen. In zehn Sprachen.

„Weitere Themen-Routen wie ‚Climats und Steine’ oder ‚Climats und Mönche’, die tief in die Geschichte unserer Weinkultur führen, sind geplant“, sagt Krystel Lepresle, Direktorin des Climats-Vereins, hervor.

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An der Côte d’Or im Osten Burgunds boomt der Tourismus bereits. Das Weinbauzentrum Beaune mit seiner romanisch-gotischen Architektur ist – auf die Einwohnerzahl bezogen – die Nummer Eins unter den Reisezielen Frankreichs, das mit 83 Millionen Besuchern 2014 erneut das beliebteste Reiseland weltweit war.

Viel mehr als Perlage im Sektkelch

Die Champagne hingegen tut sich mit dem Tourismus bislang eher schwer. Nun aber sieht man große Chancen. Vincent Bliard, Bio-Winzer in Hautvillers, hat bereits einen Besucheranstieg beobachtet. „Wir leben nicht nur von unserem Produkt“, sagt er. „Wir lassen die Leute entdecken, dass die Champagne nicht nur aus Blasen besteht. Ich zeige ihnen den Keller, die Fässer, die Weinberge.“

Vom erwarteten Boom wollen auch andere profitieren. Les Caudalies, berühmtes Hotel und Spa bei Bordeaux, plant in Epernay einen Ableger. Der dortige Justizpalast wird ebenfalls zum Luxushotel. Ein Golfplatz ist geplant. Reims erhält ein neues 5-Sterne-Hotel, genau gegenüber der Kathedrale.

Das dortige berühmte Champagnerhaus Veuve Clicquot verfügt als einziges über ein vollständiges Archiv seit seiner Gründung im Jahre 1772. Und außerdem über das mit 24 Kilometern längste Netz spektakulärer Kreidekeller in der Anhöhe Saint-Nicaise.

Anerkennung für Arbeit seit Generationen

„Wir haben die Welterbe-Kandidatur der Champagne nicht unterstützt, um noch mehr Besucher zu haben“, sagt Isabelle Pierre, Welterbe-Beauftragte von Veuve Clicquot. „Die Idee war, eine internationale Anerkennung der Arbeit zu erhalten, die seit Generationen vollbracht worden ist.“

Besucher hat man hier schließlich schon genug. Das gilt auch für die berühmten Weinlagen Burgunds. Eine Studie soll nun helfen, den Touristenansturm zu kanalisieren. Davon erhoffen sich auch jene Regionen mehr Besucher, die nicht zum Welterbe gehören: Chablis, die Côte Chalonnaise und das Mâconnais.

Dijon, die Hauptstadt der Bourgogne, kann über Touristenmangel, insbesondere aus Deutschland, nicht klagen. „Wir haben nun zwei Anerkennungen der Unesco“, sagt Didier Martin, Präsident des Tourismusbüros. „Die erste ist an das immaterielle Kulturerbe unserer Küche gebunden, die zweite an das Erbe der Climats de Bourgogne.“

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Für 2018 ist in Dijon die Eröffnung der „Cité de la Gastronomie et du Vin“ geplant. Sie entsteht auf dem Areal einer früheren Klinik am Kilometer eins der Route des Grands Crus.

Das Beste aus Küche und Kellern

In der Champagne freut sich Philippe Mille, Küchenchef des berühmten Restaurant Les Crayères in Reims, einer neuen Klientel Champagner-Menüs nahezubringen. „Zur Zeit haben wir viel Wild. Das geht besser mit älteren Rosé-Champagner als mit Rotweinen. Am besten ein etwa zehn Jahre alter. Der hat diese Note von Unterholz, aber eben auch die Frische, die das Wild ein wenig leichter macht. Ein wahres Vergnügen.“

Mit Blick auf Burgund empfiehlt der Sommelier Philippe Meyroux einen von feiner Spritzigkeit geprägten Meursault 1erCru Perrières zu Steinbutt in leichter Cremesauce. „Ein Corton-Charlemagne Grand Cru mit seiner Mineralität begleitet sehr gut gegrillten Hummer. Der elegante Chambolle-Musigny 1erCru Les Amoureuses schmeckt vorzüglich zu Lammkoteletts im Kräutermantel, während der kräftigere Nuit Saint Georges 1erCru Les Saint-Georges zu einem Rehbraten passt.“

Die Vitalität des jüngsten Kulturerbes Frankreichs ist allein schon durch seine Vielfalt garantiert. Also: Schampus für alle!

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